Recurve-Trio der Damen sicher im Sechzehntelfinale

Alle drei deutschen Damen haben bei den Weltmeisterschaften in Antalya (Türkei) mit dem olympischen Recurvebogen die beiden ersten Runden der Elimination erfolgreich bestanden und das Sechzehntelfinale erreicht, das morgen ausgetragen wird.

Karina Winter (Berlin/Foto) hatte zunächst Marina Canetta Gobbi (Brasilien) zur Gegnerin. Die Südamerikanerin hatte gegen die Hallenweltmeisterin von 2009 jedoch nicht den Hauch einer Chance und musste bereits nach drei Sätzen mit 0:6 geschlagen das Feld verlassen.

In Runde zwei wartete dann Agnes Meri (Frankreich), doch auch sie konnte Karina Winter nicht bezwingen. Der Französin gelang in der zweiten Passe mit 29:28 ein Kurzzeiterfolg, der zum 2:2-Satzausgleich führte, doch mit 28:25 und 28:27 holte sich die Berlinerin die nächsten Sätze und gewann am Ende sicher mit 6:2.

„Ich bin sehr zufrieden mit mir“, zog Karina Winter das Fazit unter ihren guten Auftritt an diesem Tag, „die Form und die innere Einstellung stimmt. Ich habe im zweiten Match gemerkt, dass ich etwas langsamer wurde und habe dann sofort wieder Schnelligkeit und Power draufgepackt. Das ist wie eine Lokomotive, die immer nach vorne fährt. Je schneller und konsequenter ich schieße desto bessere Ergebnisse kann ich auch erzielen. Wir haben inzwischen ein Niveau erreicht, wo die Konstanz kommt und das Selbstvertrauen damit natürlich auch. Wir wissen, dass wir vor allem in der Mannschaftswertung ganz vorne mitmischen können.“

Lisa Unruh (Berlin) kam etwas schwer in ihre Anfangspartie, denn gegen Siret Luik (Estland) stand es nach einem 23:26 und 28:28 1:3 gegen die Deutsche, die jedoch dann ihre gewohnte Stabilität zeigt, zum 3:3 ausglich und die folgenden zwei Sätze siegreich gestaltete. Mit 7:3 war sie in der zweiten Runde.

Kristina Timofejewa (Russland) war genau die richtige Gegnerin für Lisa Unruh, die nun befreit wirkte, der Russin keine Chance ließ und schließlich mit 6:0 überlegen das Sechzehntelfinale erreichte.

Elena Richter (Berlin/Foto), als beste Starterin des Deutschen Schützenbundes als Neunte aus der Qualifikation gekommen, musste sich zum Auftakt der Direktausscheidung mit Adriana Martin (Spanien) auseinandersetzen. Nach einem 26:26 in der ersten Passe zog sie der Spanierin davon und gewann überlegen mit 7:1.

Mirene Etxeberria (Spanien) sah zumindest in der Anfangsphase als härtere Gegnerin aus. Nach 0:2-Satzrückstand gewann die Olympiateilnehmerin von London 2012 aber die folgenden drei Sätze und siegte sicher mit 6:2.

Zu ihrem Wettkampfstart sagte Lisa Unruh hinterher: „Beim Einschießen hatte ich noch die Stabilität, die ich benötige. In der ersten Passe hatte ich jedoch ein völlig instabiles, ein wabbeliges Gefühl. Ich musste mich erst einmal wieder finden, habe dies dann jedoch im Verlauf der Partie immer besser geschafft und schließlich noch sicher gewonnen. Die Bedingungen sind heute sicherlich besser als gestern, lediglich auf den Wind muss man ein wenig achten.“

In der nächsten Runde trifft Lisa Unruh auf Dola Banerjee (Indien), Karina Winter auf Rebecca Martin (Großbritannien) und Elena Richter muss sich mit Natalia Erdiniewa (Russland) auseinandersetzen.

Von den Herren erreichte lediglich Simon Nesemann (Nürnberg/Foto) die Runde der besten 32 Schützen. Der Franke kämpfte zwei Mal prächtig und seine Tapferkeit wurde schließlich mit dem Einzug ins Sechzehntelfinale belohnt.

In der ersten Runde stand ihm mit Guy Matzkin (Israel) ein schwieriger Kontrahent gegenüber. Nach wechselhaftem Verlauf von 2:0 über 2:2, 2:4 und 4:4 aus deutscher Sicht benötigte der Israeli vor dem letzten Schuss eine Zehn zum Sieg oder eine Neun zum Stechen. Er schoss aber nur eine Sieben und Simon Nesemann war mit 6:4 eine Runde weiter.

Auch gegen Aexei Nikolajew (Russland), immerhin Elfter nach der Qualifikation, zeigte der Nürnberger keine Nerven, ließ sich auch durch einen 2:4-Satzrückstand nicht beeindrucken, schoss im vierten Durchgang das Optimalergebnis von drei Mal Zehn und gleich damit zum 4:4 aus. Mit zwei weiteren Zehnern und einer Neun düpierte der junge DSB-Schütze den erfahrenen Russen und setzte sich mit 6:4 durch. Der nächste Gegner kommt nun morgen aus Indien und heißt mit Vor- oder Nachnamen einfach nur Kapil.

Sebastian Rohrberg (Langwedel) kam gegen Jaka Komocar (Slowenien) überhaupt nicht in die Partie und verlor mit der „Höchststrafe“ von 0:6. Christian Weiss (Köln) kämpfte ebenfalls vergebens gegen Luiz Alvarez (Mexiko) und unterlag mit 2:6.

Unterstützung gab es für das deutsche Team durch den Präsidenten des Deutschen Schützenbundes, Heinz-Helmut Fischer (Foto Mitte), der es sich nicht nehmen ließ, der gesamten Mannschaft des DSB die Daumen zu drücken.

Alle drei deutschen Damen hatten mit dem nichtolympischen Compoundbogen in der ersten Runde ein Freilos. Kristina Berger (Foto) hatte mit Isabell Danielsson (Schweden) im zweiten Durchgang nur in der ersten Passe beim 30:30-Remis eine Gegnerin auf Augenhöhe. Danach zeigte die Doppeleuropameisterin von Amsterdam 2012 ihre Stärke, zog in der zweiten Passe mit 60:55 davon, baute den Vorsprung weiter aus und verließ nach 15 Pfeilen mit insgesamt 146:139 als Siegerin den Platz.

Ganz ausgezeichnet schlug sich auch Sabine Sauter (Waal), die in der Qualifikation beste deutsche Schützin war. Gegen Nely Acquesta (Brasilien) führte sie schnell, zog Ring um Ring der Brasilianerin davon und hatte bereits nach drei Passen einen beruhigenden Vorsprung von sechs Ringen, die mit dem Compoundbogen kaum noch aufzuholen sind.

Nach Durchgang vier führte sie mit 118:109 Ringen und dies bedeutete gleichzeitig das beste Resultat aller Konkurentinnen. Mit 148:137 gewann sie überlegen und auch die 148 Ringe waren wieder das beste Resultat aller 48 Schützinnen. Ein guter Boden für den weiteren Wettkampfverlauf morgen.

Auch für Melanie Mikala (Karlsbad/Foto) sah es zunächst sehr gut aus, denn sie führte nach den ersten drei Pfeilen mit 29:28 gegen Aura Maria Bravo (Kolumbien) und verteidigte den knappen Vorsprung von einem Ring bis nach der dritten Passe. Im vierten Durchgang schoss sie eine Acht und die Südamerikanerin zog an ihr vorbei und führte beim 114:112 nun mit zwei Ringen. In der Abschlussserie konnte Melanie Mikala den Rückstand nicht mehr kompensieren und so schied sie mit 141:144 aus.

„Ich könnte mich wahnsinnig über mich ärgern“, sagte die Badenerin nach ihrem Wettkampf, „ich hatte mir ein anderes Ziel gesetzt, aber ich bin wohl etwas zu locker in den Wettkampf gegangen und als ich mich zusammenreißen wollte, war es schon zu spät.“

Bei den Herren kam Marcus Laube (Seelze) als einziger deutscher Starter ins Sechzehntelfinale. Er bezwang zunächst Danilo Miokovic (Serbien) knapp mit 143:142 und ließ auch gegen Vladas Sigauskas (Lithauen) beim 136:131 nichts anbrennen. Lars Klingner (Panketal) schied dagegen in der ersten Runde gegen Mario Cardoso (Mexiko) mit 139:142 aus.

Die große Überraschung war Christian Raupach (Lauenau/Foto), der in seiner Auftaktrunde den vielfachen Welt- und Europameister Morgan Lundin (Schweden) zum Gegner hatte. Der junge Deutsche, der zum ersten Mal an einer Weltmeisterschaft teilnimmt, blieb gegen den großen Namen im internationalen Bogensport ganz kühl, zeigt starke Nerven und drehte einen 58:59 Rückstand nach der zweiten Passe in ein 88:87 nach dem dritten Durchgang um.

Nun merkte der erfahrene Schwede, dass der bisher namenlose Schütze aus Deutschland an diesem Tag ein ebenbürtiger Gegner war. Christian Raupach hielt seinen Vorsprung nach dem vierten Durchgang – es stand 118:117 – und nach den letzten drei Pfeilen war die große Überraschung perfekt, denn er schlug Morgan Lundin mit 146:143.

Dass es im nächsten Match dann gegen Patrick Roux (Südafrika) beim 141:146 eine Niederlage gab, störte im deutschen Lager niemand mehr.

Christian Raupach (auf dem Foto mit Trainer Robert Hesse) hatte mehr als positiv überrascht und strahlte nach seinem Wettkampf über das ganze Gesicht: „Trotz Niederlage ist meine Stimmung phänomenal. Es ist meine erste WM, die Bedingungen waren durch den starken Wind nicht einfach und der Südafrikaner ist ein erfahrener Schütze, gegen den man verlieren darf. Gegen Morgan Lundin hatte ich am Anfang viel Respekt. Man weiß eben, was er bisher geleistet hat und kann, daher war ich schon ein wenig eingeschüchtert, aber vom Kopf her war ich ganz frei, hatte überhaupt nichts zu verlieren und diese Ausgangssituation ist natürlich glänzend. Das war ein Erlebnis heute, das ich wohl niemals vergessen werde.“

Alle Ergebnisse der Weltmeisterschaften Bogenschießen in Antalya finden Sie nach Abschluss der Wett-bewerbe über diesen Link.