Bogenschießen im Deutschen Schützenmuseum

Erstellt von Manuel am Dienstag, 20.05.2014 20:54:20

Passend zum momentanen Höhenflug der deutschen Bogensportlerinnen wurde im Deutschen Schützenmuseum auf Schloss Callenberg bei Coburg ein weiterer Einrichtungsabschnitt eröffnet. Er befasst sich mit dem Bogenschießen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften. An der Mitmachstation des Schützenmuseums können die Besucher ab sofort diese faszinierende Sportart realistisch ausprobieren.

Auch die Einweihung der Bogenabteilung fand im Rahmen der Feierlichkeiten zum zehnjährigen Bestehen des Deutschen Schützenmuseums statt. Neben zahlreichen weiteren Ehrengästen begrüßte DSB-Präsident Heinz-Helmut Fischer den Generalsekretär des Bogenweltverbandes World Archery Federation (WA), Tom Dielen aus Lausanne, ganz besonders herzlich.

In seinem Grußwort erinnerte Tom Dielen an die großen Anstrengungen, die Inger K. Frith, Präsidentin des damaligen Weltverbandes FITA, in die Wiedereinführung des Bogenschießens als olympische Disziplin investiert hatte und die schließlich bei den Spielen in München 1972 nach mehr als 50 Jahren Pause von Erfolg gekrönt worden seien. Aber auch an die Unterstützung, die der FITA-Präsidentin von Seiten des früheren DSB-Präsidenten und IOC-Mitglieds Georg von Opel und seines Mitarbeiters, des damaligen DSB-Bogenreferenten Konrad Aichemüller zuteil geworden war.

Zusammen mit dem Protektor des Deutschen Schützenbundes, Prinz Andreas von Sachsen-Coburg und Gotha (Foto 2.v.r.), und der Silber- und Bronzemedaillengewinnerin mit der Damenbogenmannschaft 1996 in Atlanta und 2000 in Sydney, Sandra Sachse (Foto links), durchschnitten Heinz-Helmut Fischer (Foto rechts) und Tom Dielen (Foto 2. v.l.) das Band im ersten Obergeschoss des Schützenmuseums.

Der neue Bereich beleuchtet schlaglichtartig die Entwicklung des Bogenschießens als eine Sportart, die ausdauernde Kraftanstrengung bei hoher Konzentrationsfähigkeit und Körperbeherrschung erfordert.

Verschiedene Bogenmodelle, vom japanischen Kyudo-Bogen über einen Stahlbogen aus den 1960er und einen Kompositbogen aus den 1970er Jahren – beide aus der Sammlung von Gerda und Konrad Aichemüller – bis hin zum Hightech-Sportbogen, mit dem Cornelia Griem (geb. Pfohl) bei den Olympischen Spielen von Atlanta 1996 die Silbermedaille gewann, zeigen den Fortschritt beim Sportgerät selbst. Das spektakulärste Objekt in diesem Bereich ist die originale Scheibenauflage, auf die der Olympiasieger von München 1972, John C. Williams, im Englischen Garten geschossen und die er nach seinem letzten Pfeil mit seinem Autogramm versehen hat.

Sandra Sachse, als Silber- und Bronzemedaillengewinnerin eine der erfolgreichsten deutschen Bogenschützinnen überhaupt und mittlerweile als Trainerin am Bundesstützpunkt Pforzheim tätig, wartete mit einer Überraschung auf: Sie stellte dem Deutschen Schützenmuseum die Bronzemedaille, die sie in Sydney zusammen mit Conny Griem und Barbara Kegelmann (geb. Mensing) gewonnen hatte, als Leihgabe zur Verfügung.

Auf der integrierten Medienstation schaute sie sich auch noch einmal das dramatische Finale von Atlanta 1996 an, bei dem die deutschen Damen gegen die haushoch favorisierten Südkoreanerinnen in Führung lagen und die Goldmedaille erst mit den allerletzten Pfeilen aus der Hand geben mussten.

Die Medienstation zeigt daneben Film- und Fernsehausschnitte von den Bogenweltmeisterschaften von 1979 in Berlin und 2007 in Leipzig. Eine absolute Rarität ist die Kurzfassung eines Lehrfilms aus den Kindertagen des Bogenschießens in Deutschland, nämlich aus dem Jahr 1936, den die Hamburger Bogenschützen Gilde von 1930 e.V. zur Verfügung stellte.

Seltenheitswert haben auch die Privataufnahmen von der Siegerehrung für den Olympiasieger von 1972 im Englischen Garten. Einer der damaligen Kampfrichter, der frühere DSB-Bogenreferent Klaus Lindau, hat sie im Super-8-Format gedreht. Die Fernseharchive haben davon kein Material mehr.

Eine für Deutschland bisher einmalige Einrichtung ist der Bogensimulator in der bereits vorhandenen Mitmachstation des Deutschen Schützenmuseums. Der Pfeil bewegt sich in einem geschlossenen Schacht am handelsüblichen Recurvebogen und sendet ein Lichtsignal, das von einer Kamera erfasst und dessen Trefferlage zusammen mit der erreichten Ringzahl auf einem Bildschirm angezeigt wird. DSB-Präsident Heinz-Helmut Fischer, World Achery-Generalsekretär Tom Dielen (Foto) und viele weitere Gäste testeten den Bogensimulator mit wechselndem Erfolg aber wachsendem Vergnügen.

Beitrag: Stefan Grus
Foto oben: Harald Strier
Foto unten Oliver Reidegeld

Quelle: Deutscher Schützenbund

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