Recurvemannschaften und Kahllund kämpfen um Gold
Erstellt von Manuel am Donnerstag, 24.07.2014 19:21:30
Die deutschen Bogenschützen schwimmen auch bei den Europameisterschaften in Echmiadzin / Armenien weiter auf der Erfolgswelle. Beide Recurvemannschaften haben bereits Silber sicher und kämpfen am Freitag um Gold, ebenso wie Florian Kahllund im Einzel am Samstag. Die Frauen- wie Männerteams treffen dabei auf Frankreich. Mit diesem Erfolg haben beide Mannschaften zudem schon einen kompletten Mannschafts-Quotenplatz für die Teilnahme an den Europäischen Spielen im nächsten Jahr in Baku / Aserbeidschan sicher, wo sie eine weitere Chance auf den Gewinn eines Olympia-Quotenplatzes für Rio 2016 besitzen.
Neben den Teams drangen mit dem olympischen Recurvebogen auch noch alle Einzelschützen weit vor. Mit dem Compoundbogen erreichten beide deutsche Mannschaften das Viertelfinale.
Die Recurve-Frauenmannschaft, die bereits den Weltcup dieser Saison in Medellin / Kolumbien gewonnen hatte, verschaffte sich in der Qualifikation mit 1.950 Ringen als Erster die beste aller möglichen Ausgangspositionen für die Ausscheidung. Im Eiltempo jagte das Berliner Trio Elena Richter, Lisa Unruh und Karina Winter durch die Runden: 6:0 im Achtelfinale gegen Finnland, wieder 6:0 im Halbfinale gegen Georgien, und selbst gegen Russland im Halbfinale blieben die besten deutschen Bogenschützinnen beim 6:2 völlig ungefährdet und souverän.
Kam der Erfolg der Damen nicht unerwartet, darf das Vordringen der Männer in das Goldfinale als faustdicke positive Überraschung gewertet werden. In dieser Saison war schließlich nur Florian Kahllund besonders aufgefallen – der Fokbecker allerdings nachhaltig bei seinem Weltcupsieg in Antalya / Türkei. Kahllund schoss das Team gemeinsam mit Simon Nesemann (Nürnberg) und dem Kölner Christian Weiss mit 1.962 Ringen auf Platz fünf der Qualifikationsrangliste. Doch wie die Frauen hielten sich auch die Männer beim 6:0 im Achtelfinale über die Niederlande schadlos, mussten jedoch im Viertelfinale gegen Slowenien lange zittern und kämpfen. Schließlich gewannen die Deutschen 5:4 dank eines 26:25 im Stechen. In der Vorschlussrunde schaltete das Trio schließlich Weißrussland mit 5:3 aus. Auch im Mixed haben sich Florian Kahllund und Karina Winter als Dritte für das Achtelfinale qualifiziert, scheiterten dort aber mit 2:6 an Finnland.
Florian Kahllund bestätigte in Armenien seinen glanzvollen Erfolg von Antalya. Der Norddeutsche zog am Donnerstagmorgen sogar ins Finale ein. Kahllund hatte den Vorkampf mit 663 Ringen als Fünfter beendet und fertigte nach zwei Freirunden den Belgier Rick Martens danach mit 7:1 ab. Im Achtelfinale hatte er auch mit dem Niederländer Mick de Bakker beim 6:2 nicht sonderlich viel Mühe, im Viertelfinale musste der Student beim 6:4 gegen dessen hochdotierten Landsmann Rick van der Ven schon mehr kämpfen. Im Halbfinale bekam es Kahllund mit dem Qualifikationsbesten Mauro Nespoli aus Italien zu tun. Doch Kahllund blieb total souverän und fertigte den Italiener mit 6:0 ab. Jetzt trifft er im Finale am Samstag auf den Weißrussen Anton Prilepow.
Christian Weiss hatte sich als 15. mit 656 Ringen im Vorkampf ebenfalls eine gute Ausgangsposition erarbeitet. Siegte er gegen Vedran Orlic aus Kroatien noch glatt mit 6:0, so benötigte er beim 6:5 über den Georgier Jaba Moseshwili mit 10:9 das Stechen zum Sieg. Sein Aus kam in der dritten Runde durch das 0:6 gegen den Türken Yagiz Yilmaz. Simon Nesemann hatte sich als 35. mit 643 Ringen für die Ausscheidung qualifiziert, besiegte zunächst glatt in Runde eins den Moldawier Dimitri Dancow mit 6:0. Gegen den Finnen Antti Tekoniemi behielt er mit 6:4 knapp die Oberhand, während der Slowene Jaka Komocar, Dritter der Qualifikation, beim 4:6 ein wenig zu stark für Nesemann war.
Karina Winter bot im Einzel eine hervorragende Leistung und scheiterte erst im Viertelfinale als letzte deutsche Teilnehmerin. Gegen die Russin Inna Stepanowa hatte sie beim 1:7 keine Chance. Zuvor hatte sich Winter, nach Platz zwei in der Qualifikation mit 656 Ringen und dem daraus resultierenden Freilos in den ersten beiden Runden, zunächst gegen die Italienerin Claudia Mandia klar mit 7:3 durchgesetzt. Im Achtelfinale musste sie gegen die Französin Aurelie Carlier schon mehr kämpfen, siegte aber mit 6:4.
Die Russin Stepanowa war, bevor sie für Karina Winter die Endstation bedeutete, schon für Lisa Unruh im Achtelfinale der entscheidende Stolperstein. Die deutsche Finalistin des Weltcups von Medellin hatte wie Winter nach 645 Ringen im Vorkampf und Platz sieben zunächst zwei Mal ein Freilos und bezwang danach die Türkin Begunhan Elif Unsal mit 6:4. Doch Inna Stepanowa war beim 6:2 zu stark für die Polizeimeisteranwärterin. Elena Richter hatte im Vorkampf mit 649 Ringen sogar Platz vier und ebenfalls zwei Freirunden erkämpft. Die Ukrainerin Lidia Sichenikowa bedeutete beim 6:0 für die deutsche Olympiateilnehmerin von London 2012 ebenfalls keine ernsthafte Hürde, so dass Richter erst im Achtelfinale kämpfen musste. Die Sportsoldatin hatte in dieser Runde gegen die Spanierin Alicia Marin wahrlich nicht das Glück auf ihrer Seite, denn sie unterlag mit 4:5 und im Stechen nach 9:9 nur deshalb, weil der Pfeil ihrer Kontrahentin etwas näher zur Scheibenmitte einschlug als jener Richters.
Nach Platz zwei in der Qualifikation und dem Freilos in Runde eins scheiterten die Compounddamen mit Janine Meißner sowie die Sauter-Schwestern Sabine und Patricia im Viertelfinale. Sie unterlagen der Türkei mit 224:226. Ähnlich erging es den Männern: Marcus Laube, Robert Abstreiter und Kai Knechtel mussten nach Rang sechs im Vorkampf in der ersten Runde auf den Platz und siegten gegen Norwegen hauchdünn mit 227:226. Gegen Italien im Viertelfinale schossen sie wieder 227 Ringe, doch ihr Kontrahent traf dieses Mal einen Zähler mehr. Im Mixedwettbewerb bezwangen Janine Meissner und Robert Abstreiter im Achtelfinale Schweden mit 155:147, bevor sie im Viertelfinale durch das 152:155 gegen Russland die Segel streichen mussten.
Im Einzel kann Janine Meißner ihren Bronzeerfolg von Antalya wiederholen. Denn sie steht am Samstag im „kleinen Finale“ gegen Sarah Holst Sonnichsen aus Dänemark. Nach Rang fünf im Vorkampf mit 688 Ringen musste sie erst in Runde zwei gegen die Britin Rikki Bingham auf den Platz und gewann mit 145:139. In Runde drei wurde es gegen Cansu Ecem Coskun aus der Türkei nach dem 140:140 ganz eng, im Stechen behielt die junge Schmittenerin mit 10:9 jedoch die Oberhand. Im Viertelfinale reichte Meißner beim 145:142 über Maja Orlic aus Kroatien wieder an ihre Bestleistung heran, die sie im Halbfinale nicht erreichte. Sie unterlag mit 139:141 knapp der Russin Swetlana Scherkaschnewa, bleibt aber im Rennen um Bronze.
Nach Platz 22 und einem Freilos musste Patricia Sauter in Runde zwei die Überlegenheit der Italienerin Laura Longo beim 141:136 anerkennen. Ihre Schwester Sabine war mit 685 Ringen Siebte der Vorrunde geworden. Nach dem Freilos in Runde eins besiegte die Waalerin Irinia Markovic aus den Niederlanden mit 144:139, bevor die Dänin Sonnichsen, die sich später bis ins „kleine Finale“ vorarbeitete, beim 137:143 zu stark war.
Im Einzel der Männer kam Marcus Laube am weitesten und scheiterte in Runde drei knapp mit 143:144 am Norweger Njaal Aamaas. Nach Platz 15 in der Qualifikation und einem Freilos hatte der Seelzer zuvor den Slowaken Jaroslav Kondas mit 145:140 besiegt. Robert Abstreiter aus Bückeburg hatte nach Rang 14 im Vorkampf zunächst ebenfalls ein Freilos, unterlag in Runde zwei aber mit 138:141 dem Tschechen Michal Sivak. Kai Knechtel aus Uelzen war nach Platz 33 ebenfalls direkt für die zweite Runde qualifiziert, verlor aber ebenfalls sein erstes Ausscheidungsmatch mit 139:143 gegen Chris White aus Großbritannien.
Text: Harald Strier
Bild: © World Archery 2014
Quelle: Deutscher Schützenbund