Recurve Männer: Bitteres Aus für das Team
Sie hatten so viel investiert und sich so intensiv und gut vorbereitet wie nie zuvor. Schließlich lautete das große Ziel, unter die ersten acht Teams zu kommen und somit das Maximum (3) an Quotenplätzen für Tokio 2020 zu gewinnen. Doch in der ersten Ko-Runde des Team-Wettbewerbs nutzten Florian Kahllund, Cedric Rieger und Maximilian Weckmüller gegen Frankreich die große Chance nicht und unterlagen am Ende im Stechen 5:6 (58-53, 54-56, 56-53, 51-53, 28:29). „Wir sind extrem enttäuscht, weil die Chancen einfach dagewesen sind, sowohl in der Qualifikation als auch gegen Frankreich. Wir haben im entscheidenden Moment den Sack nicht zugemacht, die Tür war offen. Im Stechen ist alles möglich, da musst du alle im Gold unterbringen“, sagte Bundestrainer Oliver Haidn. Dabei lag das deutsche Team auf Kurs: Ging 2:0 und 4:2 in Führung und hatte im vierten Satz die große Chance, das Match zu beenden. Die Franzosen schossen lediglich 53 Ringe, aber das DSB-Team brachte nur 51 auf die Scheibe. Weckmüller fasste das bittere Geschehen zusammen: „Wir haben uns die gesamte Saison darauf vorbereitet. Wir haben mehr Ringe als sie geschossen, aber im Stechen waren die Franzosen sehr gut. Ich habe zwischendrin geschwächelt, Flo einen nicht so guten Schuss im Wind, Cedric im Stechen eine Acht. Wir gewinnen als Mannschaft, wir verlieren als Mannschaft.“
15 Minuten später musste das Trio wieder an die Schießlinie, die erste Runde des Einzel-Wettbewerbs stand an: „Es verlangt einem alles ab, es ist heftig, weil einfach alles drin war und die Gedanken noch am Team hingen“, beschrieb Rieger das Dilemma. Er und Weckmüller siegten, Kahllund unterlag wieder sehr knapp – die WM ist für ihn früher als erhofft beendet: „Ich werde höchstwahrscheinlich Cedric coachen, zugucken und die anderen anfeuern. Nächstes Jahr greifen wir in Berlin wieder nach den Teamplätzen.“ In Runde zwei ereilte auch Rieger das Aus, Weckmüller setzte sich in einem spannenden Match gegen den Schweizer Florian Faber 6:4 durch und sagte: „Das Match war auf einem sehr hohen Niveau mit einem Schnitt über 28. Jetzt freue ich mich auf das Match am Donnerstag gegen den US-Boy Jack Williams. Ich bin positiv für das Match, will Neunter werden und mein Ergebnis von 2017 einstellen.“
Geil, einfach nur geil. Ich hätte Bäume ausreißen können!
Recurve Frauen: Nervenstark in Runde drei
Aufgrund ihrer starken Team-Qualifikation und Platz vier mussten die drei deutschen Schützinnen heute nur im Einzel antreten. Dabei war die erste Runde für Michelle Kroppen, Elena Richter und Lisa Unruh Formsache, lediglich ein Satz wurde abgegeben. Das sollte sich in der zweiten Runde ändern: Lediglich Kroppen siegte erneut souverän (6:2), war dennoch nicht vollauf zufrieden: „Ich bin noch nicht zu 100 Prozent bei der Sache, das habe ich ein paarmal gemerkt. Da habe ich auch eine schöne Breitseite mit einer Sechs bekommen. Ich habe kein genaues Ziel, gute Schüsse zeigen und dann werden wir sehen, wo es endet.“
Für Richter und Unruh geht es auch noch weiter, doch das keineswegs selbstverständlich. Richter lag in ihrem Duell 0:4 gegen Nur Aliya Ghapar (Malaysia) und 1:5 zurück. „Sie hat über den Erwartungen getroffen, ich war etwas untertourig am Anfang“, kommentierte Richter danach. Doch die erfahrenste deutsche Schützin blieb ruhig, gewann souverän die nächsten zwei Sätze und mit einem formidablen Schuss ins Zentrum das Stechen: „Geil, einfach nur geil. Ich hätte Bäume ausreißen können“, gab sie danach Einblicke in ihre Gefühlslage. Auch Unruh musste kämpfen. Ihr Duell gegen die US-Amerikanerin Erin Mickelberry war ein einziges Auf und ab. Zunächst Unentschieden, dann Rückstand, dann Führung, dann wieder Unentschieden. Auch hier musste das Stechen die Entscheidung über das Weiterkommen bringen und abermals jubelte am Ende schwarz-rot-gold. Beide platzierten ihre Pfeile in die Neun, Unruhs Pfeil war jedoch dichter am Zentrum. Anschließend sagte die Olympia-Zweite: „Ich konzentriere mich nur auf mich und will Schuss für Schuss den Fokus haben. Ganz zufrieden bin ich nicht, beispielsweise habe ich die Sechs nicht verstanden, es war eigentlich ein guter Schuss. Der Stechschuss war Bombe geschossen, alles ist gut.“
Am Mittwochnachmittag, 12. Juni, steht aus Recurve-Sicht nur ein Programmpunkt auf dem Plan. Dieser hat es aber in sich: Es geht im Teamwettbewerb der Frauen um Tokio 2020. Die DSB-Frauen treffen dann auf Mexiko – der Sieger ist mit dem Maximum von drei Athletinnen in Tokio dabei.
Das deutsche Team in Hertogenbosch
Recurve: Michelle Kroppen, Elena Richter, Lisa Unruh, Florian Kahllund, Cedric Rieger, Maximilian Weckmüller
Betreuer: Oliver Haidn, Natalia Butuzova, Marc Dellenbach, Susanne Hentsch, Gregor Kuhn
Compound: Kristina Heigenhauser, Janine Meißner, Velia Schall, Sebastian Hamdorf, Marcus Laube, Marcel Trachsel
Betreuer: Holger Hertkorn, Harry Vohs