Vor den Spielen in Tokio hatte Szarszewski zu seinem Ziel gesagt: „Selbstverständlich will ich eine Medaille als Lohn für hartes Training, denn der Weg ist das Ziel. Und dieser Weg war doch eher steinig!“ Und er wurde noch steiniger, denn in der Qualifikation lief nicht viel zusammen, Szarszewski belegte lediglich Platz 29 unter den insgesamt 31 Teilnehmern ("Die Qualifikation habe ich die ganze Woche nicht verdaut, eigentlich bis jetzt noch nicht!"). Treffend sagte er im Anschluss: „Entweder kämpfe ich mich durch, oder ich scheide in der ersten Runde aus!“
Gesagt, getan! Szarszewski zeigte am 3. September sein wahres Können, sehr zum Leidwesen des hocheingeschätzten ehemaligen Weltmeisters, des Thailänders Hanreuchai Netsiri. Der war nach der Qualifikation Vierter mit 63 (!) Ringen mehr als der Deutsche. Doch die Ko-Phase schreibt bekanntermaßen ihre eigenen Gesetze. Zwar verlor Szarszewski den ersten Satz mit 21-24, doch danach schockte er den Thailänder mit drei Satzgewinnen in Folge (24-22, 25-22, 22-21). Nach siebenstündiger Pause, die der Weltranglisten-16. im paralympischen Dorf verbrachte, um etwas Energie zu tanken, ging es bei Dunkelheit mit einsetzendem Nieselregen weiter Und auch der Slowene Dejan Fabcic, natürlich nach der Qualifikation ebenfalls höher eingestuft, zog den Kürzeren: Szarszewski steigerte sich nochmals deutlich und siegte souverän 6:0 (27-23, 28-27, 27-24).
Der Griff nach der ersten paralympischen Medaille war für den Olympia-Fünften von Rio 2016 nun realistisch. Der Gegner im Viertelfinale hieß Harvinder Singh aus Indien, der sich in den zwei Runden zuvor jeweils erst im Stechen durchsetzen konnte. Doch Szarszewski fand nicht die Souveränität wie in der Runde zuvor und musste sich am Ende mit 2:6 (21-25, 23-28, 28-25, 23-26) dem späteren Bronzemedaillengewinner geschlagen geben. Lediglich in der dritten Passe gelangen ihm konstant Schüsse ins Gold. "Der wäre machbar gewesen, aber da war der Wurm drin. Das zieht sich wie ein roter Faden, seit ich in Tokio bin. Es ist nie so richtig flüssig gelaufen", analysierte Szarszewski danach.
Maik hat sich als Hobbyschütze gegen eine Anzahl von Profisportlern erfolgreich durchgesetzt!
Bundestrainer Mathias Nagel zollt Maik Szarszewski Respekt für seine Leistung in Tokio
Bundestrainer Mathias Nagel meinte: „Maik hat durch diese Leistung seinen derzeitigen Standpunkt im internationalen Bogensport manifestiert und sich gleichzeitig als Hobbyschütze gegen eine Anzahl von Profisportlern erfolgreich durchgesetzt.“ Damit dies zukünftig auch weiteren Para-Bogensportlern gelingt, sagt Nagel: „Ein Wunsch wäre es, wenn der Para-Bogensport/Leistungssport in Deutschland in den dazugehörigen Fach-Schießsportverband integriert werden würde. So könnte es dauerhaft gelingen, leistungsfähige Para-Bogensportler an das internationale Leistungsniveau heranzuführen.“
Und Szarszewskis Fazit lautete: "Das muss mir erst einmal einer nachmachen, nach der Qualifikation so zurückzukommen und generell auch, dreimal zu den Paralympics zu fahren, weil das in unserer Sportart nicht so einfach ist. Ich habe es meinen Zweiflern gezeigt."