Bogen: Unruh lässt komplette europäische Elite hinter sich
Florian Unruh hat für einen mehr als glänzenden Abschluss der Bogensport-Wettkämpfe gesorgt: Der Olympia-Fünfte von Tokio gewann nicht nur Gold durch ein 6:2 (28-28, 29-25, 28-27, 27-27) in einer Neu-Auflage des verloren gegangenen EM-Finals 2022 gegen den Spanier Miguel Alvarina Garcia, sondern sicherte dem deutschen Bogenteam gleich bei der ersten Möglichkeit den ersten olympischen Quotenplatz für Paris 2024. Im Finale zeigte der 30-Jährige keinerlei Nervosität und Schwäche. Während dem Spanier mehrere Schüsse missrieten (drei Achter- und eine Siebenerwertung), schoss Unruh wie ein Uhrwerk Neuner und Zehner. Überglücklich sagte Unruh im Anschluss an das Goldfinale: „Es ist megageil, den Quotenplatz und die Goldmedaille gewonnen zu haben. Es war entspannt nach dem Viertelfinale, weil die Spanier bereits einen Quotenplatz hatten. Es hat gereicht mit dem, was ich getroffen habe. In den wichtigen Passen habe ich gut geschossen, der Wind war sehr wechselhaft.“
Dabei hatte sich Unruh, der bereits in der Qualifikation als Zweiter einen bärenstarken Eindruck hinterlassen hatte, keinen einfachen Weg durch die Ko-Runde „ausgesucht“: Die Gegner lauteten Mauro Nespoli/ITA, Steve Wijler/NED und Pablo Acha/ESP und zählen allesamt zur Weltspitze. Der Olympia-Zweite Nespoli wurde bei stark wechselnden Winden mit 6:2 (28-25, 26-29, 28-27, 29-28) besiegt, ehe das entscheidende Match gegen den Niederländer folgte. Der Sieger hatte den Quotenplatz sicher, da zwei Spanier im Halbfinale standen und die Nation bereits einen Quotenplatz über den Mixed-Wettkampf innehatte. Und Unruh bewies Nervenstärke, denn nach einem 5:5 (27-30, 29-27, 28-27, 28-28, 28-29) setzte er seinen Stechpfeil mitten in die Zehn, während sein Gegner nur eine Acht schoss. Unruh und Bundestrainer Oliver Haidn reckten die Faust in den Himmel, ehe sie sich umarmten. „Das war der wichtigste Pfeil. Der Wind war wieder da, und ich habe rechts auf den Neuner-Ring gehalten, und der Pfeil flog genau in die Mitte.“ Bundestrainer Oliver Haidn ergänzte: „Eine großartige Leistung von Florian und ein starkes Signal für unsere Mannschaft: Alles ist möglich!“ Die Dramatik des Viertelfinals gab es im Halbfinale nicht, weil der gebürtige Fockbeker souverän 7:1 (29-25, 27-27, 27-26, 28-25) gewann.
Nicht nur im Einzel hatte der in Berlin lebende Unruh mit einer Weltklasse-Leistung überzeugt, auch im Mixed an der Seite von Michelle Kroppen gelangen starke Auftritte, die mit der Bronzemedaille belohnt wurden. Eine Feier in Krakau wird es nicht geben, nach der Dopingkontrolle geht es direkt per Bus nach Berlin zurück: „Auf dem Weg nach Berlin wird es wohl einen kleinen Party-Bus geben“, so der European Games-Sieger.
KK-Dreistellungskampf Teams: Bronze für das Frauen-Trio
Auch Jolyn Beer, Anna Janßen und Lisa Müller werden mit einer Medaille die Heimreise von den European Games antreten. Das Trio gewann die Bronzemedaille im Team-Dreistellungskampf durch ein souveränes 16:4 im kleinen Finale gegen die Ukraine. Dabei ließen es Müller (kniend), Beer (liegend) und Janßen (stehend) zunächst gemächlich an und lagen 0:4 hinten, ehe sie mächtig aufdrehten und acht aufeinanderfolgende (!) Wertungen für sich entschieden. „Ich freue mich sehr über die Medaille, weil die letzten Wettkampftage für uns Gewehrschützinnen schwieriger waren. Wir haben am Anfang immer Schwierigkeiten reinzukommen, aber danach haben wir richtig gut geschossen. Das war wahrscheinlich der letzte Teamwettkampf in dieser Form – wir freuen uns“, sagte Janßen.
In der zweiteiligen Qualifikation war das DSB-Trio immer unter den ersten drei Teams. Den Einzug in das Goldfinale verhinderte ein blendend aufgelegtes norwegisches Team, das im Stehend-Anschlag sechs Ringe auf Deutschland gutmachte und sich somit noch vorbeischob.
Die Männer in der Besetzung Maximilian Dallinger, David Koenders und Maximilian Ulbrich belegten am Ende den guten fünften Platz und hatten dabei großes Pech. Denn sie lagen gleichauf mit den Serben und den Norwegern, hatten nur die geringere Anzahl an Innenzehnern (38 zu 44 und 56).
Schnellfeuerpistole: Florian Peter ganz stark
Bei 593 Ringen liegt der aktuelle Weltrekord in der Qualifikation mit der Schnellfeuerpistole, den Christian Reitz 2013 aufstellte und der vom Südkoreaner Junhong Kim ein Jahr später eingestellt wurde. Florian Peter könnte diesen Weltrekord angreifen, denn sein erstes Halbprogramm in Breslau war nahezu makellos: 99, 100, 99 – macht in Summe sensationelle 298 Ringe und die klare Spitzenposition nach Tag eins. Da konnten auch die Olympiasieger Christian Reitz (293) und Jean Quiqumpoix/FRA (293) oder Europameister Clement Bessaguet/FRA (289) nicht mithalten. Bundestrainer Detlef Glenz war zufrieden: „Florian was absolut top und Christian ist in aussichtsreicher Position für das Finale.“
Trap Einzel: DSB-Trio mit gutem ersten Tag
Kathrin Murche, Bettina Valdorf und Paul Pigorsch sind im Trap-Wettbewerb für Deutschland am Start. Und der Auftakt in den Wettkampf gelang durchaus: Valdorf (69 Treffer) und Murche (68 Treffer) liegen in Schlagweite zum Finaleinang, für Pigorsch gilt dies noch mehr. Der 31-Jährige hatte nur zwei Fehlschüsse und weist stattliche 73 Treffer auf.
Folgende DSB-Teilnehmer nehmen an den European Games teil
Recurve-Bogen: Katharina Bauer (Raubling), Michelle Kroppen (Berlin), Charline Schwarz (Feucht), Florian Unruh (Berlin)
Compound-Bogen: Katharina Raab (Wertach), Henning Lüpkemann (Sigmaringen)
Gewehr: Anna Janßen (Freising, LG), Jolyn Beer (Neustadt am Rübenberge, KK), Lisa Müller (Weingarten, LG & KK), Maximilian Ulbrich (Wielenbach, LG), Maximilian Dallinger (Haar, LG & KK), David Koenders (Mossautal, KK)
Luftpistole: Sandra Reitz (Regensburg), Josefin Eder (Frankfurt/Oder), Robin Walter (Reichenbach), Michael Schwald (Lörrach)
Schnellfeuerpistole: Christian Reitz (Regensburg), Florian Peter (Obertshausen)
Sportpistole: Doreen Vennekamp (Steinbach-Hallenberg), Michelle Skeries (Potsdam)
Skeet: Nadine Messerschmidt (Schmalkalden), Nele Wißmer (Ibbenbüren), Vincent Haaga (Oberhof), Sven Korte (Ibbenbüren), Felix Haase** (Oerlinghausen, **nur Teamwettbewerb)
Trap: Kathrin Murche (Elsnig-Mockritz), Bettina Valdorf (Frankfurt/Oder), Sarah Bindrich** (Eußenhausen, **nur Teamwettbewerb), Paul Pigorsch (Dreiheide OT Süptitz)
Trainer & Betreuer: Oliver Haidn (Bundestrainer Bogen Recurve), Marc Dellenbach (Assistenztrainer Bogen Recurve), Holger Hertkorn (Disziplinverantwortlicher Bogen Compound), Achim Veelmann (Bundestrainer Gewehr), Wolfram Waibel (Assistenztrainer Gewehr), Claudia Verdicchio-Krause (Bundestrainerin Pistole), Detlef Glenz (Bundestrainer Schnellfeuerpistole), Thomas Zerbach (Assistenztrainer Pistole), Uwe Möller (Bundestrainer Flinte Trap), Frank Günther (Assistenztrainer Flinte Trap), Axel Krämer (Bundestrainer Flinte Skeet), Jürgen Raabe (Assistenztrainer Flinte Skeet), Thomas Abel (Teilmannschaftsleiter Bogen/ gesamt), Michel Gomez-Krämer (Teilmannschaftsleiter Sportschießen), Dr. Stefan Nolte (Mannschaftsarzt), Dennis Wittkopf (Physiotherapeut)