Um wenigsten einen kleinen Heimvorteil zu haben, werden die deutschen Athleten demnächst für einige Tage auf dem Maifeld – und damit dort, wo die Qualifikation und die ersten Ko-Runden ausgetragen werden – trainieren. Das Recurve-Team wird vom 17. bis 21. Juli viele Pfeile schießen, die Compounder kommen vom 21. bis 23. Juli an den historischen Ort.
Welchen Einfluss hat der Wind? Wo muss ich wie anhalten, wenn der Wind aus einer bestimmten Richtung kommt? Wie verhält es sich mit der Sicht auf dem Maifeld? und, und, und. 2022 hatte das deutsche Team bei der „EM dahoam“ in München den Heimvorteil genutzt und die deutlich mehr Trainingstage auf dem Gelände in ein Rekordergebnis von fünf EM-Medaillen umgemünzt.
Das wird in Berlin nicht zu realisieren sein, dafür ist die Konkurrenz einfach zu stark. Aber nach Quotenplätzen für die Olympischen Spiele in Paris 2024 schielen die DSB-Recurver schon, auch wenn das in der Mannschaft gleichbedeutend mit dem Gewinn einer Medaille wäre. Für Lisa Unruh, die im vergangenen Jahr zurückgetretene erfolgreichste DSB-Bogenschützin, kein einfaches Unterfangen: „Diese WM ist in zweierlei Hinsicht besonders. Es ist nicht nur eine Heim-WM, sondern es geht auch noch zusätzlich um die begehrten Quotenplätze für die Olympischen Spiele. Wenn ich ehrlich bin, habe ich die Schützen nie beneidet, die eine Quotenplatz-WM im eigenen Land hatten. Da ist es von Vorteil, wenn man mit einem guten Sportpsychologen zusammenarbeitet. In solchen Situationen sollte man eine Strategie entwickeln, wie man sich bestmöglich von Druck von außen und natürlich auch seinen eigenen Erwartungen freimacht.“
Zumal sich die Konkurrenz natürlich auch gut vorbereitet. Von den Koreanern weiß man, dass sie das WM-Finalfeld optisch quasi nachgebaut haben, damit die Athleten nicht überrascht werden. Andere Nationen kommen vorher nach Deutschland, um sich zu akklimatisieren: Die US-Amerikaner sind in Blankenfelde, die Taiwanesen bei Bau-Union. Und auch Außenseiter wie die Jungferninseln oder Bolivien (in Dallgow) reisen früher an, um optimal in die Wettkämpfe zu gehen.