„Wir haben am Anfang zu wenig Ringe produziert“, lautete die kurze, aber treffende Analyse von Bundestrainer Oliver Haidn. Denn in der Tat kam das deutsche Trio nur sehr schwer in das Match: Bauer schoss mit einer sieben an, und auch Schwarz erreichte nur diese Ringzahl – die Sieben lag aber auf der anderen Seite der Scheibe, sodass es schwer war, einen Rhythmus, geschweige denn eine Taktik zu entwickeln, wo anzuhalten ist: „Die Mexikanerinnen haben geschickt gewählt, dass wir beginnen. Das hätte ich auch gemacht. Wir mussten erst einmal ausloten, was der Wind macht“, so Haidn und Bauer ergänzt: „Es war anspruchsvoll, gegen Mexiko anzuschießen. Dann habe ich einen richtig guten ersten Schuss gemacht und der ging so weit weg – das hat mich sehr verunsichert und tut mir auch fürs Team leid.“ Zwar rettete sich das DSB-Trio dank vier abschließender Neunerwertungen in ein Unentschieden (50-50), aber in Satz zwei begann das Spiel von vorne: Bauer schoss mit einer Sechs an. „Es war schwierig für uns, in das Match heute Nachmittag hineinzufinden. Wir hatten mehr und böigeren Wind als heute Vormittag. Der Wind war nicht regelmäßig genug, um da viel rauslesen zu können. Jeder Schuss war einzeln, von daher haben wir zu viele Fehlentscheidungen getroffen“, stand Schwarz ihrer Teamkollegin bei.
Während die Deutschen kämpften, um das „Gold“ zu treffen, waren die Mexikanerinnen schneller in der Spur: „Wer hier anfängt und den ersten Pfeil sauber in die Mitte schießt und die Informationen weitergeben kann, der hat einen Vorteil. Die klare Kommunikation konnte bzgl. Anhalten und Trefferbild nicht erfolgen, da sind die Mexikanerinnen besser gewesen“, meinte Haidn ehrlich.
Und da half es auch nicht, dass Deutschland im vergangenen WM-Halbfinale (6:0) und im olympischen Viertelfinale (6:2) in Tokio 2021 die Mexikanerinnen besiegen konnte: „Mexiko ist keine Mannschaft, bei der wir sagen, nur weil wir sie geschlagen haben, schlagen wir sie nochmals. Klar wissen wir und sagen uns auch, dass wir sie schon geschlagen haben. Aber wir konzentrieren uns nicht darauf, gegen wen wir schießen, sondern wie wir schießen“, so Kroppen zu möglichen Gedankenspielen im Vorfeld.
Im dritten Satz zeigten die Olympia-Dritten von Tokio (nur Bauer war damals nicht dabei) und Weltmeisterinnen von Berlin 2023, was eigentlich in ihnen steckt: 19 Ringe Bauer, 18 Ringe Schwarz, 18 Ringe Kroppen. Damit sollten doch eigentlich zwei Punkte oder zumindest das Unentschieden gesichert sein, aber die Mexikanerin Ana Vazquez platzierte ihren Pfeil ins Zentrum und machte das 1:5 aus deutscher Sicht perfekt: „Ich hätte mich sehr über eine Medaille gefreut, weil wir das Potenzial haben. Dass es so gelaufen ist, macht mich sehr traurig“, so Schwarz unmittelbar nach dem Match in der Mixed Zone, während Haidn bereits nach vorne schaute und sich kämpferisch zeigte: „Es war heute der erste Tag der Medaillenentscheidungen, aber natürlich war der Teamwettbewerb die größte Chance, gut einzusteigen und eine Medaille mitzunehmen. Es ist wichtig, dass wir gute Einzelmatches machen, dann den Mixed-Wettbewerb, damit wir das erreichen, was wir erreichen wollen. Und das ist eine Medaille, das machen wir immer!“
Im Achtelfinale gegen Großbritannien hatte das deutsche Trio am Vormittag wie aus einem Guss agiert: Jeder der Schützinnen unterlief lediglich eine Acht bei ihren sechs Schüssen, alle anderen Pfeile schlugen im Zentrum ein, sodass der 6:0-Sieg (56-48, 56-54, 53-51) hochverdient und zu keiner Zeit gefährdet war. Schwarz zeigte sich sehr zufrieden danach und begeistert vom Stadion: „Es war richtig, richtig cool. Man hat die Atmosphäre bereits vom Trainingsplatz wahrgenommen, und jetzt hier stehen zu dürfen, war richtig gut.“ Der Wind tangierte das Match bei weitem nicht so, wie am Nachmittag, Schwarz merkte da bereits an: „Arenen-Wind mit so großen Tribünen ist immer ein bisschen anders. Wir sind sehr gut damit umgegangen, aber ich habe gehört, dass er tricky sein kann.“