12 ambitionierte Schützen machen die Reise nach Kanada. Wie erfolgte die Auswahl der Schützen, was waren die Kriterien?
Lange: „Für die Ausscheidung zur WM/EM/WG sind alle DSB-Kaderschützen zugelassen. Außerdem Athleten aus den Landesverbänden, die im Vorfeld 23/24 die geforderte Qualifikations-Ringzahl geschossen haben. Der/die Erstplatzierte der Ausscheidung wird zur Nominierung vorgeschlagen. Die weiteren werden von mir nach meinem Ermessen vorgeschlagen und nach Prüfung durch die Sportleitung bestätigt. Florian Unruh und Elisa Tartler konnten durch die Olympiavorbereitung nicht an den Feldmaßnahmen teilnehmen und waren deshalb schon für die WM-Teilnahme gesetzt. Felix Wieser hat, nachdem er aus dem Olympiaaufgebot ausgeschieden war, Interesse bekundet, an den World Games teilzunehmen. Ich habe im daraufhin mitgeteilt, dass er dafür an der WM teilnehmen muss. Dazu müsse er die Ausscheidung gewinnen und nach Möglichkeit ein weiteres Topergebnis bei einem anderen Arrowheadturnier nachweisen. Er hat dann das Arrowheadturnier in Birkenfeld mit deutlichem Vorsprung gewonnen und auch die Ausscheidung in Scharnitz für sich entschieden. Zweiter wurde hier Jakob Hetz, so wurden Felix und Jakob zusätzlich zum bereits gesetzten Florian Unruh nominiert. Rüdiger Schaefer hat im extrem anspruchsvollen Parcours in Birkenfeld bei der ersten Rangliste die WM-Norm erfüllt, war deshalb für die Ausscheidung qualifiziert und nimmt jetzt neben Michael Meyer an der WM teil. Bei den Blank-Damen hat sich Christine Schaefer durchgesetzt. Da alle Blank-Damen die Norm nicht erfüllt hatten, wurde nur sie als Erstplatzierte zur WM nominiert. Alle anderen WM-Nominierungen ergeben sich aus der Ergebnisliste in Scharnitz.“
Es sind in der Szene sehr bekannte Namen dabei, wie würdest du die Starter der verschiedenen Bogentypen (Blank, Compound, Recurve) hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit einordnen?
Lange: „Ich bin überzeugt, das stärkste Team meiner Amtszeit am Start zu haben. Mit Michael Meyer und Rüdiger Schaefer haben wir bei den Blankbogen-Männern zwei Athleten mit Potenzial fürs Treppchen am Start. Bei Christine Schaefer sehe ich eine Top Ten-Platzierung. Bei unseren Compoundern Julia, Alexandra, Florian und Henning ist alles möglich, aber hier gibt es keine Quotenplätze. Mit Florian, Felix und Jakob sind wir richtig stark aufgestellt, aber bei der Konkurrenz mit Brady Ellison, Matthew Nofel, Pat Houston, Morello, Mandia - um nur ein paar zu nennen - wird das kein Spaziergang. Elisa ist immer für eine Top-Platzierung gut und auch Daniela kann einen Quotenplatz holen. Ich bin da sehr optimistisch.“
Bei der EM 2023 gewann dein Team sieben Medaillen, bei der WM 2022 vier. Siehst du das Team 2024 auf dem gleichen Niveau?
Lange: „Wie oben gesagt, bin ich da sehr optimistisch. In den Einzeldisziplinen sind wir stark wie nie, was auch gute Chancen bei den Mixed Team und Mannschaften eröffnet. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Regeländerungen der Elimination auswirken. Jetzt ist der Cut für die Elimination bei Platz 16 statt wie die letzten sechs Jahre bei Platz 22.“
Mit Felix Wieser ist ein „Neuling“ aus dem Recurve-Nationalkader dabei. Was reizt die Scheiben-Schützen am Feldbogen?
Lange: „Felix hat sich als Neuling richtig teuer verkauft und überzeugt. Und das in den anspruchsvollsten Parcours, die ich kenne. Es ist eine andere Herausforderung. Die ständig wechselnden Situationen an den Scheiben im Gelände machen Feldbogen physisch und geistig anspruchsvoller als die Target Runde im Freien. Ich denke, die Athleten aus dem Olympiakader empfinden das als entspannende und erfrischende Abwechslung in freier Natur, ohne dabei weniger ambitioniert zu Werke zu gehen.“
Kennst du die Region/Landschaft bzw. den Parcourc in Lac La Biche? Was erwartet euch?
Lange: „Ich war 2019 mit zwei Teilnehmern zur 3D-WM an gleicher Stelle. Das Gelände ist flach im kanadischen Urwald mit ein paar Wasserläufen und Biberdämmen. Damals gab es einen Schuss von einem dafür errichteten Holzturm steil runter auf 10 bis 15m und einen Schuss mit ca. 10° auf 30m, das war‘s. Der Finalparcours ist dann leicht abschüssig Richtung Seeufer, da sind kaum Visierkorrekturen notwendig.“
Woher kommt die größte Konkurrenz? Es sind ja definitiv zahlreiche Hochkaräter dabei…
Lange: „Die Italiener sind im Medaillenspiegel immer vorn, dann die USA, Frankreich und Schweden. Wenn wir uns irgendwo dazwischenschieben können, wäre das ein riesiger Erfolg.“
Wie stressig wird für dich die nächste Zeit? Nach der Feld-WM folgt direkt die 3D-WM in Mokrice/SLO?
Lange: „Das wird sich noch zeigen. Für die WM-Feld sind wir mit An- und Abreise 13 Tage unterwegs, am Tag nach meiner Ankunft ist schon die Planungssitzung für 2025, und zwei Tage später geht es schon nach Slowenien. Das wird ein wenig anstrengend, aber ich mache es ja gerne.“
Was sind die konkreten Ziele bei der Feldbogen-WM?
Lange: „In alle Klassen haben wir tatsächlich Medaillen als Ziel, das ist keine Utopie. Aber auch wenn man das Treppchen nicht ganz erreicht, kommt dann immer noch ein Quotenplatz für die World Games bei raus.“
Das deutsche Team bei der Feldbogen-WM
Blankbogen: Christina Schäfer (Tiefenbach), Michael Meyer (Schwarzenbach), Rüdiger Schäfer (Tiefenbach)
Compoundbogen: Julia Böhnke (Sigmaringen), Alexandra Stadler (Deggendorf), Henning Lüpkemann (Sigmaringen), Florian Stadler (Deggendorf)
Recurvebogen: Elisa Tartler (Berlin), Daniela Klesmann (Frickenhausen), Jakob Hetz (Ebermannstadt), Florian Unruh (Berlin), Felix Wieser (Tacherting)
Trainer: Peter Lange