Weltcup Auburndale: „Wir haben als Mannschaft unheimlich gut zusammengehalten!“

Erstellt von Manuel am Donnerstag, 03.04.2025 19:59:58 | Kategorie Deutscher Schützenbund

Anfang April (8. bis 13. April) beginnt für die deutschen Bogenschützen die internationale Saison mit dem Weltcup in Auburndale/USA. Acht Recurve-Schützen machen sich mit Bundestrainer Oliver Haidn und weiteren Betreuern auf den Weg über den Teich, es ist zugleich der Start für das Projekt „Los Angeles 2028“, wie Haidn im ausführlichen Interview erzählt.

Die nacholympische Saison beginnt mit einem Weltcup im schönen Florida. Wie groß ist die Freude darüber bei dir und den Athleten, endlich mal wieder einen Weltcup in den USA zu schießen?
Haidn: „Persönlich ist mir die Örtlichkeit vollkommen egal. Wichtig ist, dass wir jetzt endlich mit den Wettkämpfen beginnen können nach zwei Monaten Vorbereitungszeit. Es wird eine erste Standortbestimmung sein für uns, aber natürlich auch für die gesamten Bogensportwelt. Vor allem, was die schießsportliche Entwicklung betrifft. Die Athleten freuen sich, weil wir noch nicht bei einem Weltcup in Florida waren. Ich bin guter Dinge, dass wir das ein oder andere gute Ergebnis sehen werden. Der Blick geht vor allem auf die Teamwettbewerbe.“

Ist das quasi der Beginn der „Road to Los Angeles 2028“, also von Florida nach Kalifornien?
Haidn: „Ja, im Prinzip schon. Es gab zwar einige Hallenwettkämpfe, aber diese haben nicht die Bedeutung wie die im Freien. Es ist der erste Freiluft-Wettkampf nach Paris 2024, von daher ist es der Auftakt zum Weg nach Los Angeles, zumal man sich auf dem amerikanischen Kontinent befindet. Es ist ein erster Fingerzeig, wohin die Reise 2028 hingehen soll.“

Was habt ihr bisher in 2025 gemacht, bzw. wie sah die Vorbereitung auf den Weltcup aus?
Haidn: „Das Ende der Saison 2024 haben wir vor allem für die Olympia-Teilnehmer und die anderen Schützen, die den Last Qualifier geschossen haben, genutzt, um zu regenerieren. Es waren anstrengende Jahre, zumal nach Tokio ein Jahr fehlte. So konnten auch andere Dinge erledigt werden, wie beispielsweise Praktika für das Studium oder entsprechende Verpflichtungen bei Bundespolizei bzw. Bundeswehr, denen man nachgehen muss. Der eigentliche Einstieg in das Jahr 2025 und den Olympia-Zyklus begann ab dem 3. Januar – wir waren u.a. dreimal in Belek/TUR und hatten zwei lange Lehrgangsmaßnahmen in Kienbaum. Die Schwerpunkte lagen dabei auf der Schießtechnik, der Materialeinstellung, der Athletik und im psychologischen Bereich, sodass wir mit einem guten Vorbereitungs-Zwischenfazit in die Wettkämpfe einsteigen können.“

Foto: World Archery / Grandios! An drei aufeinanderfolgenden Olympischen Spielen konnten die DSB-Bogenschützen Edelmetall gewinnen, hier freut sich in Paris Oliver Haidn mit Florian Unruh und Michelle Kroppen.
Foto: World Archery / Grandios! An drei aufeinanderfolgenden Olympischen Spielen konnten die DSB-Bogenschützen Edelmetall gewinnen, hier freut sich in Paris Oliver Haidn mit Florian Unruh und Michelle Kroppen.

Wie erfolgte die Auswahl der acht Athleten für den Weltcup-Auftakt? Schließlich fehlen Namen wie Charline Schwarz oder Mathias Kramer.
Haidn: „Wir haben uns einerseits die Rahmenbedingungen angeschaut, Charline hatte beispielsweise bis Mitte Februar bundespolizeiliche Verpflichtungen mit einem Aufstiegs-Lehrgang. Dann haben wir ab Februar Leistungskontrollen geschossen, gekoppelt mit der schießtechnischen und athletischen Entwicklung, und die Vorbereitungsspanne war nicht für alle Athleten zeitlich und auch umfänglich möglich. Und so hat sich die Mannschaft für die USA entsprechend gefunden.“

Was sind die Ziele beim Weltcup-Auftakt in den USA?
Haidn: „Mein Fokus gilt vor allem den Mannschaftswettbewerben. Und in diesem neuen Zyklus will ich vor allem auch den jungen Athleten die Möglichkeit geben, sich in entsprechenden Wettkämpfen zu bewähren und Erfahrungen zu sammeln. Da muss man schauen, wie die neu gebildeten Teams harmonieren und sich die jungen Schützen einbringen.“

Wie gehst du generell ein nacholympisches Jahr an? Was ist dir wichtig im Jahr eins nach Paris?
Haidn: „Wie in jedem olympischen Zyklus müssen im nacholympischen Jahr, aber auch im gesamten Vier-Jahres-Zyklus neue Athleten in die Mannschaft integriert werden. Ältere Athleten werden im Laufe dieses Zyklus das Team verlassen, Jüngere müssen mehr und mehr nachrücken. Mir ist vor allem ein guter Übergang wichtig, um die jüngeren Athleten in die Kernmannschaft zu integrieren und dass sie von den älteren Athleten profitieren. Der letzte Zyklus war sehr stark von einem Damenteam geprägt, das die meisten Wettkämpfe bestritten hat, ähnlich war es bei den Männern. Jetzt muss man sehen, ob sich die Mannschaften neu manifestieren, wenn neue Athleten wie z.B. Mathias Kramer oder Jonathan Vetter dabei sind.“

Neue Athleten müssen in die Mannschaft integriert werden!

Oliver Haidn zu den Aufgaben/Herausforderungen eines neuen Olympia-Zyklus

In Paris habt ihr abermals eine olympische Medaille gewonnen, die dritte bei drei aufeinanderfolgenden Spielen. Damit seid ihr die einzige Nation neben Korea, der dieses Kunststück gelang. Was bedeutet dir das?
Haidn: „Es ist eine Bestätigung für den kompletten Trainer- und Betreuerstab, dass wir uns in all den Jahren gut weiterentwickelt haben, das Training für die Athleten ordentlich angeboten und sie gut unterstützt haben. Ansonsten wäre diese Konstanz nicht möglich gewesen. Man ist immer gefordert, die Entwicklung der Weltspitze im Schnitt zu begleiten oder sogar sich sogar schneller zu entwickeln. Ansonsten wären diese wiederholten Erfolge gar nicht möglich. Für mich ist es ein Zeichen, dass wir im erweiterten Trainer- und Mitarbeiterstab gut zusammenarbeiten und gute Auswahlen bei den Nominierungen getroffen haben. Der Erfolg gibt uns Recht, wir haben einige Dinge gut hingekriegt, obwohl wir personell sehr eng aufgestellt waren, gerade was 2024 anbelangt. Aber gerade 2024 war mit das beste Jahr überhaupt, natürlich mit Olympia-Silber, Platz vier von Florian Unruh im Einzel sowie der Doppel-Europameisterin Katharina Bauer. Wir haben als Mannschaft unheimlich gut zusammengehalten, und das freut mich am meisten, dass wir über diesen Zusammenhalt diese Leistungen generieren konnten.“

Demnach ist das Ziel, die Serie 2028 auszubauen. Wie diffizil wird das?
Haidn: „Es wird definitiv nicht einfacher werden. Jeder Zyklus ist auch mit einem entsprechenden Umbruch verbunden. Im Trainer- und Betreuerstab haben wir diesen eingeleitet, dass wir mit Natalia Valeeva eine neue Trainerin für den OK-/PK-Bereich finden konnten. Eine hervorragende Athletin mit vielen Medaillen in der Tasche, aber auch eine hervorragende Trainerin. Es gibt aber natürlich keine Garantien auf die Erfolge in so einer hohen Anzahl. Wir fangen zwar nicht bei null an, aber wir müssen noch mehr investieren und noch besser arbeiten, um an die Erfolge anzuknüpfen. Da haben wir einige Potenziale in der Analyse aufgedeckt. Es wird nicht einfach, aber ich bin guter Dinge.“

Es wird nicht einfach, aber ich bin guter Dinge!

Oliver Haidn zu einer olympischen Medaille 2028

Was sind die Saisonziele 2025?
Haidn: „Natürlich schaue ich als Bundestrainer vor allem auf die Weltmeisterschaften in Korea. Die Ziele sind so formuliert, dass wir mit allen Teams in die Top Acht wollen. Alles andere wird sich in der WM-Woche zeigen. Mit den World Games haben wir zudem einen wichtigen Wettkampf, mit Florian Unruh und Elisa Tartler haben wir zwei sehr starke Schützen, und ich hoffe, dass sie im Rahmen der nationalen Qualifikation entsprechend gefordert werden, sodass sie ihr Potenzial dort zeigen können. Die Universiade in Essen hat auch einen hohen Stellenwert, weil wir definitiv mit einigen Athleten aus dem OK-/PK-Kader vertreten sein werden. Und natürlich wollen wir auch den einen oder anderen Weltcup-Erfolg mitnehmen.“


Das deutsche Team in Florida
Athleten: Florian Unruh, Maximilian Weckmüller (beide Berlin), Jonathan Vetter(Deufringen), Moritz Wieser (Trostberg), Katharina Bauer (Raubling), Michelle Kroppen, Elina Idensen, Elisa Tartler (alle Berlin)
Betreuer: Oliver Haidn, Harald Kruse, Daniela Hieke

 

Weiterführende Links

Foto: Team Deutschland / Hat alles im Blick: Bundestrainer Oliver Haidn.

Quelle: Deutscher Schützenbund

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