Viermal waren Sie Olympia-Teilnehmerin, zweimal gewannen Sie Edelmetall 1996 und 2000. Was hat die Mannschaft damals ausgezeichnet?
Griem: „Wir haben uns sehr gut verstanden, auch außerhalb des Platzes. Wir wussten, dass wir uns auf die anderen verlassen können. Jede war für die andere da. Und Viktor Bachmann hat uns die ganzen Jahre erfolgreich gecoacht.“
Und das, obwohl es in den Einzel-Entscheidungen nicht so gut lief (1996: 8., 34., 40. / 2000: 25., 29., 54.)!
Griem: „Richtig, man konnte nicht davon ausgehen, dass es im Team so läuft. Jeder Tag ist anders, und es muss in dem Moment passen.“
Sie bildeten ein eingespieltes Team mit Barbara Mensing und Sandra Sachse. Wie wichtig war das?
Griem: „Das war für uns entscheidend. Jeder, der bei den Spielen ist, kann gut schießen. Die Leistung abzurufen ist das eine, das andere ist, sich keine Gedanken zu machen, wenn etwas schief geht. Dabei hat uns unsere Freundschaft geholfen.“
Waren die Medaillen damals eingeplant? Wurde damit gerechnet?
Griem: „Nein! Man hat natürlich immer so eine stille Hoffnung, weil man weiß, man könnte es schaffen. Also, von uns hatte keine eine Medaille eingeplant. Aber wir wussten, dass wir es draufhaben. Dass es so kam, war dann eher eine Überraschung.“
Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die Spiele um ein Jahr verschoben, die etablierte Elena Richter erklärte ihren Rücktritt. Wie bitter ist das für das deutsche Team?
Griem: „Es ist eine neue Situation für das Team, dennoch kennen sie sich gut und sie haben in Weltcups schon Team-Wettbewerbe geschossen.“
Das Frauen-Team 2021 in Tokio hat in dieser Form erst zwei Wettkämpfe gemeinsam bestritten. Ist das ein Nachteil bzw. kann das trotzdem funktionieren?
Griem: „Das kann trotzdem funktionieren. Vielleicht ist es gar kein Nachteil, sondern eher ein Vorteil. Von Außen wird nicht so viel erwartet, weil das Team in dieser Konstellation sehr jung ist.“
Wie wichtig ist es, eine feste Reihenfolge zu haben, also wer zuerst, in der Mitte und am Ende schießt?
Griem: „Das ist schon wichtig, weil der Letzte z.B. den Druck hat zu wissen, er muss nun eine Neun oder Zehn schießen, um zu gewinnen. Damit muss man umgehen können. Die erste Schützin sollte zügig schießen und nicht zögern. Die Zweite sollte flexibel reagieren können und entschlossen handeln. Der Trainer hat sicherlich mit den Schützinnen gesprochen, wer sich an welcher Position am wohlsten fühlt.“
Wie war das bei Ihnen? Wer hat das festgelegt?
Griem: „Viktor (Bachmann, damaliger Bundestrainer, Anm. d. Red.) hat das festgelegt und vorgeschlagen und wir haben dann gesagt, wir würden da oder da schießen. Ich habe am Anfang oder in der Mitte geschossen und nicht am Ende. Ich war nicht die Nervenstärkste.“
Kann auch ein Überteam wie die Südkoreanerinnen - Sie selbst haben zweimal bei Olympia gegen Südkorea verloren - mit Teamgeist besiegt werden? Oder was für Zutaten benötigt es noch?
Griem: „Mentale Stärke. Liegen die Koreanerinnen während des Matches zurück, zeigen auch sie Nerven. Jeder erwartet von Korea den Sieg.“
Was trauen Sie dem deutschen Bogenteam in Tokio zu?
Griem: „Ich weiß nicht, wie gut unsere Schützinnen drauf sind, dazu verfolge ich das Ganze nicht intensiv genug. Aber alle, die bei den Olympischen Spielen teilnehmen, haben das Potenzial, eine Medaille zu gewinnen. Vor allem im Team-Wettbewerb.“
Ihr Medaillen-Tipp für den Teamwettbewerb der Frauen?
Griem: „Ich kann keinen Medaillen-Tipp abgeben. Alles ist möglich. Aber ich drücke den Mädels die Daumen.“