Weltcup Antalya: Zwei Mal Silber für Recurve-Teams
Drei Mal Silber und zwei Mal Platz vier! Der Weltcup in Antalya/TUR (4. bis 8. Juni) war einer der erfolgreichsten in der Geschichte des deutschen Bogensports. Die Recurve-Teams mussten sich zwei Mal den Koreanern geschlagen geben, Jonathan Vetter verpasste die Einzelmedaille nach einem 1:7 (27-27, 28-31, 23-29, 28-31) gegen Baptiste Addis, feierte dennoch den größten Einzel-Erfolg seiner Karriere.
Zum Auftakt des deutschen „Super-Sonntags“ traten Florian Unruh, Jonathan Vetter und Moritz Wieser im Finale des Teamwettbewerbs auf die Olympiasieger aus Korea. Nach einem „Fehlstart“ und 0:4-Rückstand (53-57, 58-60) schien alles auf den erwarteten klaren Sieg des Favoriten hinzudeuten, doch das DSB-Trio steigerte sich immens und machte sich die erstmalig offiziell getestete Regel X=11 Ringe zunutze. Den in den folgenden zwei Passen platzierten die Deutschen fünf ihrer elf Pfeile exakt ins Zentrum, sicherten sich somit die Sätze und glichen aus (60-59, 60-59). (Anmerkung: Bei „alter“ Zählweise wäre die dritte Passe 58-58 ausgegangen und damit das Match beendet gewesen.). Somit musste ein Stechen entscheiden, ein Pfeil pro Athlet. Die Koreaner legten vor, die Deutschen zogen nach. Neun für Korea, Neun für Wieser, Neun für Korea, Neun für Vetter. Dann platzierte Dreifach-Olympiasieger Kim Woojin seinen Pfeil in die Zehn, sodass Unruh unter Druck stand. Und der Berliner schaffte es nicht, erneut gleichzuziehen oder gar den Superstar zu übertreffen, sein Pfeil landete in der Acht. Dennoch überwog bei Wieser der Stolz und die Zufriedenheit über ein starkes Turnier und ein starkes finales Match: „Wir sind wirklich zufrieden mit unserer Leistung. Korea ins Stechen zu zwingen, ist immer ein Erfolg. Wir haben abgeliefert und sind verdammt nah dran, sie zu schlagen.“
Kurze Zeit später durfte Unruh abermals in das Finalstadion, um an der Seite von Katharina Bauer das Goldfinale zu bestreiten. Abermals waren die Koreaner die Gegner und zwar die in Paris 2024 jeweils drei Mal siegreichen Lim Sihyeon und Kim Woojin (jeweils Gold im Einzel, Team und Mixed). In Paris hatte sich Unruh an der Seite von Michelle Kroppen 0:6 geschlagen geben müssen, und auch dieses Mal konnten die „Unbesiegbaren“ nicht bezwungen werden. Aber das DSB-Duo schlug sich mehr als wacker und glich nach einem 38-39 durch ein 40-38 aus. Es folgte eine schwächere Passe von Bauer & Unruh (35-37), ehe die Koreaner in der vierten Passe ihr ganzes Können zeigten und mit 41-37 Ringen siegten. „Es war ein gutes Match und ein gutes Ende dieser Woche. Der Weg ins Finale war nicht einfach, aber wir haben Match für Match gut zusammengearbeitet“, meinte Bauer und fügte schmunzelnd zu den Duellen mit den Koreanern an: „Früher oder später sind sie fällig!“
Den Schlusspunkt aus deutscher Sicht setzte Jonathan Vetter, der sich in Antalya ganz stark präsentierte und erstmals in seiner Karriere in ein Einzel-Halbfinale eines Weltcups einzog. Im Finalstadion konnte er jedoch nicht an die starken Leistungen der Vortage anknüpfen. Zunächst unterlag er dem an eins gesetzten Brasilianer Marcus D’Aldmeida 0:6 (26-29, 27-29, 26-31), anschließend gelang ihm zumindest ein Punktgewinn beim 1:7 gegen den französischen Jung-Star Addis. Vier Zehner in beiden Matches insgesamt waren einfach zu wenig, um bei diesem Niveau eine Chance auf mehr zu haben. Unmittelbar danach sagte der 24-jährige Deutsche: „Aktuell ist es schwierig, ein „neutrales“ Fazit zu ziehen. Wenn man es ein bisschen versucht, kann ich zumindest sagen, dass es im Weltcup mein bisher bestes Einzelergebnis war. Im Team waren wir ganz nah dran. Deutlich näher und besser als beispielsweise noch in Korea 2024, als es gegen die Koreaner ging.“

Auch die anderen deutschen Recurver zeigten im Einzel starke Leistungen. Florian Unruh scheiterte erst im Viertelfinale mit 2:6 (29-27, 27-30, 27-28, 26-28) an Baptiste Addis/FRAU und wurde Achter. Katharina Bauer musste sich im Achtelfinale der Taiwanesin Hsu Hsin-tzu 1:7 (27-32, 27-27, 28-30, 27-28) geschlagen geben und belegte Rang neun.
Bundestrainer Oliver Haidn zog ein äußerst positives Fazit: „Der Weltcup war sehr gut besetzt. Wir können daher insgesamt sehr zufrieden sein. Zwei Medaillen, zwei Mal Platz vier und dabei alle Mannschaften in den Medaillenmatches. Darüber hinaus haben wir eine sehr gute Qualifikation geschossen und diese Ergebnisse in den Finals nahezu vollumfänglich bestätigen und zum Teil sogar übertreffen können. Dennoch müssen wir lernen, unsere Chancen noch abgeklärter zu nutzen.“ Dazu bietet sich demnächst die nächste Möglichkeit, dann intern: „Jetzt geht es zwei Wochen ins Heimtraining und dann in die WM-Qualifikation nach München. Das WM-Team wird dann im Juli den letzten Weltcup im Spanien als Vorbereitung auf die WM schießen“, so Haidn.
Bereits am Samstag hatten Katharina Raab & Paolo Kunsch im Compound-Mixed sensationell die Silbermedaille gewonnen. Nur das US-Duo Alexis Ruiz & Curtis Broadnax erwies sich als besser.
Das deutsche Team in Antalya
Recurve: Katharina Bauer (Raubling), Charline Schwarz (Feucht), Michelle Kroppen, Elisa Tartler, Florian Unruh (alle Berlin), Mathias Kramer (Herßum), Jonathan Vetter (Deufringen), Moritz Wieser (Trostberg)
Compound: Jennifer Walter (Weil im Schönbuch), Marie Marquardt (Potsdam), Katharina Raab (Wertach), Alexander Böing (Haltern am See), Paolo Kunsch (Schwaikheim), Henning Lüpkemann (Sigmaringen)
Betreuer: Oliver Haidn, Natalia Valeeva, Grit Reimann, Dirk Marz, Harald Kruse, Holger Hertkorn, Harry Vohs