Unruh begann den Wettkampf-Tag aus deutscher Sicht und war Favoriten im Match gegen die Weißrussin Hanna Marusava, die drei Tage zuvor im Bronze-Teammatch noch sicher bezwungen wurde. Zumal Unruh hinterher sagte: „Ich hatte gut trainiert und war voller positiver Energie und wollte das Match gut angehen und vor allem auch von meinem Rhythmus her.“ Doch das gelang nur phasenweise, vor allem, weil es neben der Weißrussin einen weiteren Gegner gab: „Ich kam nur nicht richtig mit dem Wind klar. Der hat alle zehn Sekunden gewechselt, und es war schwer, das einzuschätzen.“ So beendete sie die erste Passe mit einer Zwei, zudem missrieten zwei weitere Schüsse, die nur in der Fünf einschlugen. „Ich war in der ersten Passe etwas hektisch, im kompletten Match hatte ich zwei schlechte Schüsse, die auf meine Kappe gehen, die Zwei und die Fünf rechts. Der Rest war gut und mutig geschossen“, so Unruh. Am Ende reichte es nicht gegen die stabilere Weißrussin, das Match endete 4:6 (18-26, 24-24, 20-25, 25-24, 25-25). Unruhs Fazit zu den Spielen in Tokio, die nach Rio-Silber im Einzel mit Tokio-Bronze im Team endeten: „Ich bin natürlich traurig, aber eher niedergeschlagen, weil ich mir mehr erhofft hatte. Ich fahre mit einer Medaille nach Hause, und das ist alles, was zählt. Im Einzel hat es nicht so gut geklappt, aber ich habe meine Team-Medaille, und ich freue mich riesig darüber und da kann man trotzdem sehr stolz drauf sein.“
Ich kam nur nicht richtig mit dem Wind klar!
Lisa Unruh zu den schwierigen Verhältnissen in ihrem Einzel gegen die Weißrussin
Kurze Zeit später betrat Charline Schwarz das Stadion. Nach einer eher schwachen Qualifikation traf sie auf die starke US-Amerikanerin Mackenzie Brown, die als Fünfte die Qualifikation beendet hatte. Doch Schwarz, die in den Teammatches ihre Finalstärke demonstriert hatte, begann ohne jeglichen Respekt. Ihre erste Passe absolvierte sie mit hoher Konstanz und drei Neunen, die Führung war der Lohn. Doch leider konnte sie dieses Niveau nicht halten, wohingegen die Amerikanerin immer stabiler agierte. Während Schwarz nur noch zwei Pfeile im „Gold“ platzierte, schlugen die Pfeile der Gegnerin reihenweise im Zentrum ein. Die Folge war das am Ende deutliche 2:6 (27-24, 21-27, 24-29, 22-27). „Die Enttäuschung ist natürlich groß, ich hab mich gut und stark gefühlt und habe es nicht auf die Scheibe bringen können. Ich bin aber sehr dankbar für alle Erfahrungen, die ich hier sammeln konnte und freue mich schon sehr auf die kommenden Olympischen Spiele, es hat nämlich echt Spaß gemacht“, sagte Schwarz im Anschluss.
Ich bin sehr dankbar für alle Erfahrungen, die ich hier sammeln konnte und freue mich schon sehr auf die kommenden Olympischen Spiele!
Charline Schwarz hat Lust auf weitere Olympische Spiele
Auch Bundestrainer Oliver Haidn lobte seine jüngste Schützin in Tokio: „Charlie ist eine junge Schützin mit großem Potenzial. Die kommenden Jahre kann sie ihre Fähigkeiten – gerade, was auch insbesondere die Taktik angeht - sicher noch deutlich verbessern. Sie fährt hier mit einer tollen Leistung im Teamfinale nach Hause und darf stolz auf sich und die Mannschaftsmedaille sein. Sie hat ihr Soll definitiv erfüllt und kann Erfahrungen mitnehmen, aus denen sie lernen kann.“
Damit vertritt nur noch Florian Unruh die deutschen Bogen-Farben in Tokio. Der Fockbeker trifft nach seinem Sensations-Sieg über den zweifachen Olympiasieger von Tokio, den Südkoreaner Je Deok Kim, am 31. Juli im Achtelfinale auf den Kanadier Crispin Duenas.