Recurve Erwachsene: Kroppen trotzt Müdigkeit, Wieser fast perfekt
In Paris auf den Esplanade des Invalides jubelten Kroppen und Unruh gemeinsam über die historische olympische Silbermedaille. In Wiesbaden gingen sie kurz nacheinander in das Match um Gold. Zunächst trat Kroppen gegen Kader-Kollegin Elisa Tartler (SV Bavaria Thulba) an die Schießlinie und fand schneller einen Rhythmus als ihre Konkurrentin. Jeweils um einen Ring war Kroppen in den ersten zwei Sätzen besser als Tartler (26-25, 27-26) und das, „obwohl ich nach Paris den Bogenkoffer drei Wochen zugemacht und in dieser Woche reduziert trainiert habe.“ Zwar vergab die 28-jährige Bundespolizistin den „Sweep“, das 6:0, weil sie mit ihrem letzten Pfeil nur die Acht traf und somit die Punkt geteilt wurden (26-26). Im vierten Satz besiegelte sie dann das Match mit 27-25 und 7:1. „Mein Körper schreit nach Pause, aber einerseits wollte ich hier hin für die Fans und Zuschauer. Andererseits hat man den Hintergedanken, man muss sich etwas beweisen und zeigen, dass ich auch hier meine Frau stehen kann. Ich habe mich etwas schwergetan, in den Wettkampf reinzukommen, dann aber eine zweite starke Qualifikationsrunde geschossen. Im Finale hat man uns angemerkt, dass ein wenig Feierabendzeit ist.“
Charline Schwarz (BS Feucht) gewann Bronze durch ein 6:2 (28-26, 28-25, 24-25, 28-25) gegen Elina Idensen (BSC BB-Berlin). Katharina Bauer, die „EM-Königin“ von Essen, hatte die DM aus Krankheitsgründen verpasst.
Der neue „König“ von Wiesbaden heißt Moritz Wieser. Der Bayer zeigte ein phantastisches Match und schoss 89 von 90 möglichen Ringen beim 6:0-Sieg (30-27, 29-28, 30-28) über Unruh. „Das ist ein super Saisonabschluss und fühlt sich einfach gut an.“ Während Unruh etwas Schwierigkeiten hatte, in das Match zu finden, legte Wieser gleich perfekt los und ließ auch in der Folge keinen Deut nach: „Es war nicht das erste Mal, so ein Match geschossen zu haben. Es fühlte sich so an, als ob ich machen kann, was ich will. Es fühlt sich so an, als ob man unschlagbar ist“, meinte er danach. Lediglich der sechste Pfeil landete in der Neun: „Die Neun ärgert mich schon ein bisschen, weil es der einzige nicht so gute Schuss war. In dem Moment war ich aber froh, dass es eine Neun war“, schmunzelte Wieser im Nachgang darüber. Unruh zeigte sich als fairer Verlierer: „Moritz hat sehr gut geschossen und ich nicht so gut. In jedem Match unter den Kaderschützen stehen die Chancen 50:50, und Moritz hat sehr verdient gewonnen.“
Bronze gewann Felix Wieser (FSG Tacherting), der am Wochenende seinen Rücktritt aus dem Nationalkader erklärt hatte, durch ein 6:0 (27-26, 27-24, 30-27) gegen Jakob Hetz (BCS Reuth). Nach dem Goldmatch lobte er seinen sieben Jahre jüngeren Bruder: „89 von 90 ist schon ein Hammer. Dass wir beide eine Medaille haben, ist schon cool und wäre nur getoppt worden, wenn wir beide im Goldfinale gestanden hätten.“ Und da Vater Manfred beide Söhne in der Finalarena coachte, war die Familienparty perfekt: „Der Papa war schon aufgeregt, dass er mit uns viermal in der Finalarena stand. Das hatten wir noch nie gehabt. Es gibt sicherlich noch ein Getränk zum Anstoßen“, so Moritz.
Recurve Junioren: Favoriten- und Außenseitersieg
Auch wenn Johanna Klinger (PSV München) noch ohne jeglichen DM-Titel dastand, war sie die Favoritin im Goldfinale gegen Annika Rennett (Krefelder Sportschützenkorps). Schließlich hatte die Münchnerin die Qualifikation dominiert und auch in Viertel- und Halbfinale nichts anbrennen lassen. Am Ende siegte Klinger bei strömendem Regen souverän mit 6:0 (26-22, 27-23, 28-26): „Ich habe viel trainiert und mich seit Mittwoch auf die DM intensiv vorbereitet. Meine Leistung war über das Wochenende konstant, auch wenn ich nicht die allerhöchsten Passen dabeihatte, aber auch keine niedrigen.“ Und das schlechte Wetter nahm sie komplett auf ihre Kappe: „Es regnet sowieso immer, wenn ich in Wiesbaden bin. Deswegen war ich es gewohnt, im Regen in Wiesbaden zu schießen.“ Bronze ging an Rebekka Gleich (BSSC Olympia), die sich 6:2 (23-20, 24-19, 20-25, 25-20) gegen Melina Koepper (BSC BB-Berlin) durchsetzte.
Bastian Gropp (SV Geratal Elxleben) war der Favorit im Goldfinale gegen Überraschungs-Finalist Nils Hartleb (MTV Elbingerode), der die Qualifikation lediglich als Achter mit einem Rückstand von 53 (!) Ringen auf den zweitplatzierten Gropp belegt hatte („In der Qualifikation hatte ich ein paar Probleme mit dem Wind, das hat sich in den Finalrunden gelegt.“). Aber in der Ko-Phase hatte Hartleb gezeigt, dass mit ihm zu rechnen ist, denn er eliminierte sowohl den Qualifikationsersten Leon Zemella als auch den zweiten Kaderschützen Phil Lüttmerding. Und auch im Finale kam Hartleb mit den nassen Bedingungen weitaus besser zurecht, während Gropp immer wieder mit seinen Pfeilen haderte. Nach dem 7:3 (25-24, 25-25, 25-21, 22-25, 29-25) jubelte der Außenseiter euphorisch, beim Interview war er bereits wieder ruhiger: „Der Titel bedeutet, dass ich konkurrenzfähig bin. Ich will die Trainingsleistung aufrecht halten und zukünftig bei den großen Wettkämpfen auftauchen, um wieder auf dem Bowling Green zu stehen.“
Phil Lüttmerding (SV Böddiger) gewann Bronze nach einem 7:3 (24-24, 27-28, 29-25, 28-24, 25-24) gegen Ben Greiwe (BSC BB-Berlin).
Blankbogen: Ein Zehner mehr gibt den Ausschlag
Auf Kleinfeldchen wurden vier Titelträger mit dem Blankbogen gesucht und gefunden: In der Jugendklasse siegte Jona Molz (Kölner Klub für Bogensport e.V) mit 576 Ringen und zwei Ringen Vorsprung vor Lars Fleissner (SV Moischt). Ähnlich knapp war es in der Master-Klasse, die Christian Bach (1. BSC Gießen) mit 628 Ringen vor Günther Conrad (BuS Land Hadeln) gewann. Deutlicher machte es Jan Stollberg (SV zu Glindow 1924) bei den Männern mit 638 Ringen, die elf Ringe Vorsprung vor Stephan Rueß (SV Kadeltshofen) bedeuteten. Das Gegenteil traf auf die Frauen zu, denn zwischen Diana Wiesner (BSV Ulm) und Merle Lehmann (VfV Concordia Alvesrode) hieß es 603:603. Den Ausschlag zugunsten von Wiesner gab die höhere Anzahl an Zehnern (16:15).
Recurve Master: Tuscherer und Heins siegen
Die konstanteste und beste Leistung bei den Master-Männern zeigte Dirk Tuscherer (Kölner Klub für Bogensport e.V), der die Grundlage für seinen DM-Titel in der ersten Hälfte mit starken 332 Ringen legte. Am Ende wies er mit 647 Ringen vier Ringe mehr auf als ein Trio, das von Adolf John Hehl (BSC Augsburg) angeführt wurde. Bei den Master-Frauen gab es einen Dreikampf um den Titel: Am Ende jubelte Elke Heins (SV Anderlingen) mit 613 Ringen vor Marzena Wrodarczyk (FSG Tacherting, 612) und Andrea Sommer (BSC Oppenheim, 611).
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