Unruh schoss konstant, Unruh schoss stark. Keine seiner zwölf Passen war schwächer als 55 Ringe, lediglich sechs Mal (6x Acht) verfehlten seine 72 Pfeile das von allen avisierte „Gold“ – die Neun bzw. Zehn. Und so kam es, dass Unruh zur Halbzeit bereits „Best of the rest“ war, denn nur das koreanische Trio Kim Je Deok, Lee Wooseok und Kim Woojin hatte noch exakter geschossen. Doch es kam noch besser, denn Unruh blieb stabil und überflügelte noch Wooseok, sodass er als bester Nichtkoreaner ins Ziel kam. „Ich bin sehr zufrieden. Es ist besser als gedacht, vor allem bei dem Wind. Ich hätte schon bei Windstille gedacht, 680 wäre gut. Jetzt die 681 bei nervigem Wind war wirklich stark, jeder Pfeil war wieder neu.“ Neu war der olympische Auftritt für Unruh nicht, der bei seiner Olympiapremiere in Tokio hervorragender Fünfter wurde, obwohl er damals nur von Position 33 in die Ko-Phase ging. Deshalb war eines seiner Paris-Ziele, sich in der Qualifikation besser zu positionieren: „Ich habe mein Ziel erreicht: Dritter Platz im Einzel, Zweiter im Mixed, vielmehr konnte ich nicht erwarten. Das bedeutet, dass ich nicht am Anfang so ein schweres Match habe wie in Tokio. Auf der anderen Seite: Jeder kann schießen, die Ergebnisse sind ziemlich nah beieinander.“
Bundestrainer Oliver Haidn lobte seinen Ausnahmeschützen in den höchsten Tönen: „Er hat sehr stark geschossen und sich wunderbar im Wind verhalten. Er hat den Wind toll gelesen und sich wohlverdient in die Top 3 geschossen.“ Zwar bedeutet das starke Ergebnis nicht automatisch eine starke Elemination, „aber er hat eine gute Ausgangsposition, hat viel Vertrauen mitgenommen aus der Qualifikation. Und von der Seite gehen wir sehr zuversichtlich in die nächsten Tage.“
Und das gilt natürlich auch für den Mixed-Wettbewerb. In diesem starten die Vize-Weltmeister von Berlin 2023, Michelle Kroppen & Florian Unruh, sensationell vom zweiten Platz. Lediglich die Südkoreaner sind davor platziert, der Gegner im Achtelfinale heißt Kolumbien: „Es ist klasse, das ist eine Top-Ausgangsposition. Es sind nur 16 Teams, wir starten von der Zwei, d.h. wir haben Gegner, die gut machbar sind. Aber es ist im Mixed immer sehr eng, es werden pro Satz nur vier Pfeile geschossen. Auf der anderen Seite haben Michelle und Florian eine sehr gute Leistung gezeigt, sind erfahren und gehen als Vize-Weltmeister in den Wettbewerb.“
Und dadurch, dass das Mixed-Team kein Stechen um die Teilnahme am Wettbewerb machen muss, kann das Bogen-Quartett an der Eröffnungsfeier am morgigen 26. Juli teilnehmen.