Auch wenn die Qualifikation nur bei Michelle Kroppen stark verlief – die 28-Jährige schoss mit 570 Ringen Saisonbestleistung – ist der Optimismus bei allen drei Schützinnen vorhanden: „Alles ist möglich, das haben wir in Tokio gesehen, da war unsere Ausgangsposition auch nicht die allerbeste und trotzdem hat es für die Medaille gereicht“, so Kroppen. Sie stand damals an der Seite von Charline Schwarz und Lisa Unruh und jubelte am Ende über Bronze nach einem 5:1 gegen Weißrussland. Drei Jahre später ist Doppel-Europameisterin (Einzel und Mixed) Bauer anstelle der Bogensport-Legende Lisa Unruh im Team – den Erfolgen tat dies überhaupt keinen Abbruch. Nach dem souveränen EM-Titel in München 2022 feierte das Trio bei der Heim-WM 2023 in Berlin den sensationellen WM-Coup.
Nun also Olympia, und der Gegner heißt Großbritannien. Die Britinnen haben mit Bryoni Pitman und Penny Healey zwei nachgewiesenermaßen exzellente Schützinnen in ihren Reihen, die in der Qualifikation jedoch überhaupt nicht klarkamen. Platz elf unter zwölf Nationen sprang heraus, deswegen sagt Bundestrainer Oliver Haidn: „Trotz des nicht optimalen Starts haben wir eine gute Position, und die müssen wir einfach nutzen.“ Zumal auch der mögliche Viertelfinalgegner ein guter Bekannter ist: „Auch Mexiko als möglicher weiterer Gegner haben wir schon mehrfach geschlagen“, erinnert sich der Bundestrainer und bezieht sich dabei wohl vor allem an das denkwürdige WM-Halbfinale, als Bauer & Kroppen & Schwarz 6:0 (56-45, 55-54, 55-53) siegten.
Für Bauer ist die Ausgangslage vor den entscheidenden Matches klar: „Wir können selbstbewusst in den Teamwettkampf gehen, egal, von welcher Position wir starten.“ Und Schwarz ergänzt: „Ich habe richtig Lust, in der Finalarena zu stehen vor 8.000 Menschen – wir und ich sind bereit.“
Luftpistole: Gibt es die erste Medaille in Chateauroux?
Das gilt hoffentlich auch für Christian Reitz und Robin Walter im Luftpistolen-Finale (9.30 Uhr). Der eine, Reitz, qualifizierte sich als Dritter souverän für das Finale der besten acht Schützen, der andere, Walter, machte den Finaleinzug mit dem letzten Schuss klar. Und obwohl er Weltranglisten-Erster und mehrfacher Medaillengewinner bei Weltcups und Europameisterschaften ist, ist der 25-Jährige demütig: „Auf eine Medaille zu spekulieren, wäre zu ambitioniert, gerade beim ersten Mal.“ Da ist Reitz natürlich von einem ganz anderen Kaliber: Zum fünften Mal ist er bei Olympischen Spielen dabei, hat bereits zweimal Edelmetall (Gold 2016, Bronze 2008) gewonnen. Mit der Luftpistole hat der 37-jährige Pistolen-Alleskönner oder wie sein Schnellfeuerpistolen-Bundestrainer Detlef Glenz sagt, „der Usain Bolt des Pistolensports“, allerdings noch kein olympisches Edelmetall gewonnen. Nach Platz fünf in Tokio bietet sich nun die nächste Gelegenheit. Doch Reitz ist gewohnt gelassen bei dieser Aussicht gegen die Spezialisten auf der 10m-Distanz: „Wir können nur unsere eigene Leistung beeinflussen und unsere Technik abrufen und wollen solange wie möglich im Wettkampf bleiben.“ Um lachend hinterher zu schieben: „Umso früher man sich hinsetzt, umso schlechter ist es.“
Einen tollen Auftakt in den olympischen Wettkampf hatten Anna Janßen und Maximilian Ulbrich, die sich im kleinen Finale im Luftgewehr Mixed leider nicht mit der Bronzemedaille belohnen konnten. Am 28. Juli folgen die Einzelwettkämpfe (Frauen: 9.15 Uhr, Männer: 11.15 Uhr), für die beide ein gutes Gefühl haben: „Ich bin sehr zuversichtlich. Gerade wenn das Mixed gut lief am Vortag, ist das meist ein gutes Zeichen. Ich bin guter Dinge“, sagt Janßen, und Ulbrich meint: „Der Vorkampf im Mixed war sehr schwierig, im Training habe ich sehr gut geschossen, sehr leicht sehr hohe Ergebnisse geschossen. Von daher weiß ich, was ich kann, auf was ich mich fokussieren muss. Ich werde alles geben.“ Das wird mit Sicherheit auch Lisa Müller, die Dritte im Bunde, die nur im Luftgewehr-Einzel ihren Einsatz hat und dementsprechend hochmotiviert ist. Janßen glaubt an sich und ihre Teamkollegen: „Wir sind ein gutes Team, voll entspannt und mit großem Selbstvertrauen.“