Interview mit Olympia Teilnehmerin Charline Schwarz

Erstellt von Manuel am Dienstag, 13.08.2024 16:45:41 | Kategorie Bogensport-Planet

Ich habe ein kleines Interview mit der Olympia Teilnehmerin Charline Schwarz gemacht.

Wann und wie bist du zum Bogensport bekommen?

Ich bin so ziemlich auf dem Bogenplatz der Bogenschützen Feucht aufgewachsen, dort waren meine Eltern zur damaligen Zeit in der Vorstandschaft tätig, meine Mutter und Bruder haben auch geschossen und mein Vater ist Trainer. Dann wollte ich selbst ganz früh mit dem Schießen anfangen, es hat mir Spaß gemacht und dann bin ich dabeigeblieben.

Wie oft trainierst du, wieviele Pfeile schießt du in der Woche und was machst du außerhalb vom Bogentraining noch zusätzlich als Training?

In einer reinen Trainingswoche trainiere ich fünf Tage. Dabei steht von 9-16 Uhr Bogenschießen an mit verschiedenen Trainingsinhalten. Im Schnitt sind es grob 300 Pfeile am Tag, demnach 1500 Pfeile in der Woche. Je nach Saisonzeitpunkt variieren die Pfeilzahlen aber: Im Winter sind es mehr Pfeile die Woche und im Sommer weniger. Insgesamt schieße ich 60000 Pfeile pro Jahr. Nach dem Schießen steht noch Athletiktraining an, das bedeutet drei mal die Woche Krafttraining, zwei mal die Woche Ausdauertraining. Weitere Trainingskomponenten sind das mentale Training mithilfe eines Sportpsychologens, sowie die Regeneration mittels z.B. Physiotherapie.

Wer ist dein Vorbild im Bogensport?

Ein spezielles Vorbild habe ich nicht, aber ich finde es faszinierend wie unterschiedlich verschiedene Schützen in der Weltspitze sind und trainieren und schaue mir da gern Komponenten an oder hole mir Tipps, von denen ich glaube, dass sie mir auch weiterhelfen können.

Was sind deine größten Stärken im Bogensport?

Grundsätzlich würde ich sagen das Mannschaftsschießen. Das hat bisher einfach super harmoniert und einfach zusammen funktioniert. Dort unterstütze ich unter anderem durch ein gutes Windgefühl, was dann zu guten Absprachen führt, aber mir im Einzelwettkampf auch gut weiterhilft.

Was ist dein größter Erfolg im Bogensport?

Bisher sind es für mich die Team-Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Tokyo und der Weltmeistertitel in Berlin mit dem Team.

Wie hast du erfahren, dass du bei den Olympischen Spielen 2024 für Deutschland starten darfst?

Nach einen langen internen Qualifikationsprozess wurde nach dem letzten Weltcup der Saison in Korea die Nominierung in einem Teammeeting verkündet. Das war natürlich alles sehr emotional.

Warst du bei deinen ersten oder diesjährigen Olympischen Spielen aufgeregter?

Ich würde sagen, dass ich in Tokyo aufgeregter war. Es war zwar ein leeres Stadion und wir haben aufgrund der Zeitverschiebung auch mitten in der Nacht geschossen, aber natürlich weiß man, dass man gerade bei den Olympischen Spielen startet Zusätzlich war es nunmal mein Lebenstraum und ich selbst wollte natürlich auch auf jeden Fall gut schießen.

In Paris jetzt wusste ich besser, was alles auf mich zukommt und auch mit den Zuschauern bin ich super zurechtgekommen. Ich bin nun auch drei Jahre erfahrener gewesen und glaube, dass die Heimwettkämpfe in München, Berlin und Essen mir sehr geholfen haben, zu wissen wie es ist mit Zuschauern zu schießen.

Wie waren die Bedingungen in Paris bei den Bogenwettkämpfen?

Ich fand die Bedingungen insgesamt sehr gut, die Wettkampfstätten waren wirklich schön aufgebaut, die Voluntäre und die Organisation waren super engagiert und freundlich. Der Platz an sich war schon windig zu schießen, von Regen bis großer Hitze hatten wir auch alles dabei, aber das ist ja irgendwie immer so. Ansonsten waren wir super versorgt.

Was waren deine Highlights bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris?

Ein Highlight für sich war unsere Wettkampfstätte am Invalidendom. Ich bin gespannt, ob ich am Ende meiner Karriere sagen kann nochmal an einem schöneren Ort geschossen zu haben, bisher kann ich es mir nicht vorstellen, es war wirklich einmalig.

Das richtige Highlight war aber für mich der Mixedteamwettkampf. Von der Tribühne aus zusehen und mitfiebern zu dürfen in dieser großen Arena, wie Michelle und Florian Silber gewinnen, war großartig. Allgemein waren sämtliche Medaillenentscheidungen emotional und schön zu erleben.

Auch der Abschluss der Bogenwettlämpfe im Match zwischen Kim Woojin und Brady Ellison war aus Sicht eines Bogensportfans wahrscheinlich eines der besten Matches jemals. Oder als Lisa Barbelin sich im Bronzefinale gegen die Südkoreanerin mit ihrer letzten 10 durchgesetzt hat und somit im eigenen Land Bronze gewonnen hat und dadurch das komplett Südkoreanische Podest verhindert hat war einfach nur unglaublich.

Wie man sieht fällt es mir hier sehr leicht vieles zu schreiben und mir würden auch noch viele andere Highlights einfallen.

Wieviele Pins von anderen Ländern konntest du Sammeln und welche?

Tatsächlich muss ich zugeben kein Pinsammler zu sein. Ich vergebe meine Pins am liebsten an die Voluntäre, weil sie sich immer so bemühen und auch bei Wind und Wetter ihre Zeit investieren, damit wir einen guten Wettkampf haben können und sie sich immer wirklich freuen, wenn sie Pins bekommen.

Was ist deiner Meinung nach das besondere an den Olympischen Spielen im Gegensatz z. B. einer Weltmeisterschaft?

Für mich und ich glaube für viele Sportler ist ein großer Unterschied, dass die Olympischen Spiele ein Lebenstraum sind, demnach hat der Wettkampf allein emotional eine besondere Stellung.

Ansonsten ist aus Sicht eines Bogenschützens die mediale Aufmerksamkeit während der Olypischen Spiele auf einem anderen Level.

Vieles ist anders als bei einer Weltmeisterschaft: Wir bekommen eine eigene Einkleidung, wir wohnen in einem deutschen Haus mit anderen Sportlern in einem Dorf. Dort gibt es viel zu erleben und auch außerhalb des Dorfes gibt es ein Deutsches Haus mit einer Fanzone. In Paris hat sich außerdem komplett um den Sport gedreht: Überall gab es Wettkampfstätten, viele Menschen und die Stadt war geschmückt.

Was sind deine Ziele für die Zukunft im Bogensport?

Das nächste Meilensteinziel in meiner Karriere sind die Olympischen Spiele in LA 2028. Dort, sowie die Jahre auf dem Weg dorthin, möchte ich wieder viel Zeit und Energie in den Sport stecken und versuchen rauszuholen was geht. Das wird sich in kleineren Zielen und Meilensteinen zeigen. Auf dem Weg bis zu den Spielen werde ich hoffentlich an vielen Weltcups, den EMs und WMs teilnehmen und im besten Fall mit einigen Medaillen wieder nach Hause kommen.

Wem möchtest du Danke sagen?

Ich möchte allen danken, die mich auf meinem Weg bis hierher unterstützt haben und weiter unterstützen! Ohne die tolle Hilfe von außen wäre das alles nicht möglich. Dazu gehören die Unterstützung der Bundespolizei, durch die ich den Sport in Vollzeit ausüben kann, sowie des Deutschen Schützenbunds, der es mir ermöglicht auf die Trainingslager und Wettkämpfe zu fahren. Ebenso möchte ich dem Bundestrainer, dem gesamten Trainer- und Betreuerstab sowie dem Nationalteam selbst danken. Einen Dank möchte ich auch der großartigen Unterstützung meiner Sponsoren aus der Heimat und meinen Materialsponsoren aussprechen, sowieso nochmal betonen, dass es ohne der Stütze von meiner Familie und meinen Freunden auch nicht möglich wäre, ich danke euch.


zurück